"Wir werden diese Komplizenschaft mit Terroristen niemals vergessen", sagte Putin bei seiner jährlichen Ansprache an die Nation mit Blick auf die Führung in Ankara. "Sie werden bereuen, was sie getan haben." Russland werde "nicht mit den Säbeln rasseln, aber wenn jemand glaubt, nach einem solch schändlichen Kriegsverbrechen" sei es mit der Verhängung von Wirtschaftssanktionen getan, habe er "sich schwer getäuscht", sagte Putin.

Moskau hatte nach dem Abschuss des Jets eine Reihe von Strafmaßnahmen gegen die türkische Agrarwirtschaft und den Tourismussektor beschlossen. Energieminister Alexander Nowak sagte am Donnerstag zudem, dass die Gespräche über die Gasleitung Turkstream, die russisches Gas in die Türkei und nach Südeuropa bringen sollte, "ausgesetzt" seien.

Die neuesten Spannungen überschatteten auch das erste ranghohe Gespräch zwischen beiden Ländern seit dem Jet-Abschuss. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu traf sich am Donnerstag am Rande einer Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Belgrad zu einer etwa 40-minütigen Unterredung mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow.

"Wir haben unsere Betroffenheit zum Ausdruck gebracht und Russland unser Beileid wegen des Todes des russischen Piloten übermittelt", sagte Cavusoglu nach dem Treffen. Für eine echte Deeskalation dürfte dies kaum ausreichen, denn Moskau beharrt auf einer offiziellen Entschuldigung Ankaras. Lawrow sagte: "Wir haben nichts Neues von Cavusoglu gehört." Er habe seinem türkischen Kollegen Russlands bisherigen Standpunkt erläutert.

Der Abschuss des russischen Kampfbombers durch türkische Jagdflugzeuge an der türkisch-syrischen Grenze am 24. November hatte zu einem schweren Zerwürfnis zwischen Moskau und Ankara geführt. Putin und andere russische Politiker beschuldigten den türkischen Präsidenten Erdogan danach auch, zur Finanzierung des IS beizutragen, indem die Türkei der Miliz Erdöl abkaufe. Putin bekräftigte am Donnerstag erneut den Vorwurf der Zusammenarbeit mit "Terroristen" und warf der türkischen Elite vor, "sich die Taschen zu füllen", indem sie sich am illegalen Ölhandel der IS-Jihadisten beteilige.

Erdogan wies den Vorwurf, seine Familie sei in den Ölhandel verwickelt, am Donnerstag als "unmoralisch" zurück und ging zum Gegenangriff über: Er bezichtigte seinerseits Russland, selbst in den Handel verwickelt zu sein. "Wir haben die Beweise in unseren Händen. Wir werden sie der Welt vorlegen", sagte der türkische Staatschef im Fernsehen. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu warf Russland vor, "Propaganda" wie zu Sowjetzeiten zu betreiben.

Russland fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien, um die Gegner von Staatschef Bashar al-Assad zu bekämpfen. Nach Angaben von Aktivisten und syrischen Armeevertretern baut die russische Armee für ihre Kampfeinsätze derzeit einen weiteren Luftwaffenstützpunkt in Syrien aus. Der Flughafen im zentral gelegenen Shaairat solle ab Ende des Monats genutzt werden, verlautete aus syrischen Militärkreisen.

In der Nacht auf Donnerstag flogen auch erstmals britische Kampfflugzeuge Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien. Nur eine Stunde, nachdem das britische Parlament das Mandat für den Militäreinsatz in dem Bürgerkriegsland erteilt hatte, bombardierten die Jets das Ölfeld Omar nahe der irakischen Grenze. Verteidigungsminister Michael Fallon sagte, die Angriffe hätten "echte Schäden" an dem Ölfeld verursacht, von dessen Einnahmen die "Terroristen" abhingen.