Russland hat im heftigen Streit mit der Führung in Ankara seine Sanktionsliste gegen die Türkei veröffentlicht. Demnach verbietet Moskau vom 1. Jänner 2016 an unter anderem die Einfuhr von Hühner- und Putenfleisch, Paradeiser, Orangen, Weintrauben und Salz aus der Türkei. Ebenfalls am Neujahrstag tritt eine Visapflicht für Türken in Kraft.
Der visafreie Reiseverkehr zwischen beiden Ländern war im April 2011 in Kraft getreten und vor allem von Touristen genutzt worden. Zuletzt reisten jährlich etwa vier Millionen Russen in die Türkei, die größte Gruppe nach den Deutschen. Nun stellt Russland - bis auf die Heimreisen russischer Touristen - auch alle Charterflüge mit der Türkei ein.
Die Sanktionsliste verbietet zudem russischen Unternehmen, darunter Sportvereinen, einen Anstellungsvertrag mit Türken abzuschließen. Türkische Baufirmen brauchen künftig für Arbeiten in Russland eine Sondergenehmigung. Moskau stellt zudem die Tätigkeit einer bilateralen Regierungskommission ein und stoppt vorerst ein geplantes Regierungsabkommen über den gemeinsamen Handel. Das Projekt eines russisch-türkischen Investitionsfonds wird ebenfalls eingefroren.
Keine Erwähnung in der Sanktionsliste finden zwei ehrgeizige Energieprojekte der russischen Regierung: der Bau eines Atomkraftwerks in der Türkei und die geplante Gaspipeline Turkish Stream. Russland reagiert mit den Strafmaßnahmen auf den jüngsten Abschuss eines Kampfjets durch die Türkei.
Im Vorfeld der Veröffentlichung der Liste warf der russische Präsident Wladimir Putin am Dienstag der Türkei Komplizenschaft mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor. Mit dem Abschuss des Jets habe Ankara den Ölhandel des IS sichern wollen, sagte Putin nach einem Bericht der französischen Nachrichtenagentur AFP am Rande der Klimakonferenz in Paris. Die Türkei wies diese Vorwürfe scharf zurück. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu in Paris, sollte Russland dafür Beweise vorlegen können, würde er von seinem Amt zurücktreten.