"Die, die unseren Luftraum verletzt haben, sind diejenigen, die sich entschuldigen müssen", sagte Erdogan, der erneut betonte, dass die türkischen Piloten mit dem Abschuss nur ihre Pflicht erfüllt hätten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zuvor eine Entschuldigung von "höchster militär-politischer Stelle" der Türkei gefordert, sowie Schadenersatz und die Bestrafung der "Verbrecher".

Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew kündigte am Donnerstag wirtschaftliche Sanktionen an und nannte unter anderem das Einfrieren gemeinsamer Investitionsprojekte sowie mögliche Einfuhrzölle. Er ordnete an, dass das Kabinett innerhalb von zwei Tagen eine Liste "breit angelegter Maßnahmen" unter anderem im Tourismus, Handel und Flugverkehr erarbeiten soll. Der "aggressive Akt" der Türkei bleibe nicht ohne Antwort, sagte Medwedew russischen Agenturen zufolge.

Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew zufolge könnten die Sanktionen unter anderem den Bau des ersten türkischen Atomkraftwerks treffen. Das etwa 22 Milliarden Dollar (21 Mrd. Euro) schwere Projekt ist derzeit der größte Auftrag der russischen Atomholding Rosatom. Auch die geplante Gaspipeline Turkish Stream könnte betroffen sein.

Für das bei Russen beliebte Urlaubsland Türkei gab das Außenministerium in Moskau eine Reisewarnung heraus. "Angesichts der aktuellen terroristischen Bedrohung in der Türkei wiederholen wir unseren Aufruf an die russischen Staatsbürger davon abzusehen, die Türkei zu besuchen, und rufen diejenigen auf, die sich dort aus persönlichen Gründen aufhalten, nach Hause zurückzukehren", erklärte das russische Außenministerium am Donnerstag.

Bereits zuvor hatten russische Reisebüros alle Türkei-Fahrten vorerst bis Jahresende annulliert. Der Türkei entstehe dadurch ein Schaden von zehn Milliarden US-Dollar, meinte ein Behördensprecher in Moskau. Der prominente russische Kulturpolitiker Michail Schwydkoi sagte, ein geplantes russisch-türkisches Jahr der Kultur werde gestrichen.

Erogdan beschuldigte am Donnerstag das syrische Regime von Präsident Bashar al-Assad, die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) mit Waffen und finanziellen Mitteln zu versorgen. Er bestritt russische Vorwürfe, die Türkei kaufe Öl vom IS. Wer so etwas behaupte, müsse es beweisen, sagte Erdogan am Donnerstag in Ankara.

Während die Türkei Regimegegner unterstützt, steht Russland an der Seite von Assad. Zuletzt warf auch US-Außenminister John Kerry bei den Syrien-Verhandlungen in Wien dem syrischen Regime vor, die Terrormiliz zu unterstützen. "Assad hat seinen eigenen Deal mit Daesh - sie verkaufen Öl, er kauft Öl", sagte Kerry. Im Gegenzug gebe es keine Attacken von Assads Kräften auf den IS.

Russische Kampfjets bombardierten indes an der Grenze zur Türkei Aktivisten zufolge erneut Stellungen syrischer Rebellen. Sie griffen unter anderem eine Bergregion nahe der Küste an, in der viele Angehörige der ethnischen Minderheit der Turkmenen leben.

Auch eine Verbindungsstraße zwischen dem Ort Asas und dem Grenzübergang Bab al-Salama sei beschossen worden, erklärten die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und Aktivisten am Donnerstag.

Zu möglichen Opfern lagen zunächst keine Angaben vor. Den Menschenrechtlern zufolge hatte Russlands Luftwaffe das Gebiet um Asas bereits am Vortag bombardiert und vier Menschen getötet. Oppositionsmedien meldeten, dabei seien Lastwagen getroffen worden.

Moskau unterstützt seit Wochen mit Luftangriffen das syrische Regime im Kampf gegen Rebellen und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die türkische Armee hatte am Montag im Grenzgebiet ein russisches Jet wegen einer angeblichen Verletzung des Luftraums abgeschossen. Die Türkei fühlt sich mit den Turkmenen in Syrien eng verbunden.