"Wie viele Priester und Bischöfe haben wir gesehen, die so sind. Es ist traurig, nicht?", fragte der Heilige Vater.

Franziskus warnte vor der "Bequemlichkeit des Status". "Ich habe einen Status erreicht und lebe bequem ohne Ehrlichkeit, wie jene Pharisäer, von denen Jesus sprach, die auf den Plätzen spazierten, um sich von den anderen sehen zu lassen", betonte der Papst.

Priester und Ordensschwestern, die das ganze Leben lang im Dienst der anderen verbracht haben, würden ihn zutiefst bewegen. "Wenn die Kirche lau, in sich selbst geschlossen und oft auch auf Geschäfte aus ist, steht sie nicht im Dienst der anderen", sagte der Papst. Es sei wichtig, auf Bequemheiten zu verzichten.

"Fühle mich im Gästehaus frei"

Und während im Rahmen des Skandals um veruntreute Dokumente ein Skandal um die Luxuswohnungen von Kardinälen und Kurienmitgliedern ausgebrochen ist, verteidigt der Papst seinen Beschluss, im Gästehaus Santa Marta mit anderen Priestern zu leben.

"Es tut mir wohl, ich fühle mich im Gästehaus freier", sagte der Papst im Interview mit der niederländischen Obdachlosenzeitung "Straatnieuws".

Der Apostolische Palast, in dem die Päpste vor seinem Pontifikatsbeginn wohnten, sei zwar nicht luxuriös, aber groß. "Diese Wohnung ist mir als umgekehrter Trichter vorgekommen: Groß mit einer kleinen Tür. Dies bedeutet, isoliert zu sein. Ich habe gedacht: Ich kann hier einfach nicht aus mentalen Gründen leben. Es schien mir komisch und habe gebeten, hier in Santa Marta zu bleiben. Es tut mir gut, ich fühle mich frei", sagte der Heilige Vater.

"Ich esse im Speisesaal, in dem alle anderen essen. Wenn es früher ist, esse ich mit den Mitarbeitern des Gästehauses zusammen. Ich sehe Menschen, ich grüße sie und so ist dieser goldene Käfig nicht mehr so sehr ein Käfig", betonte der Heilige Vater.

Enthüllungsbuch

Laut dem am Donnerstag in den Handel gekommenen Enthüllungsbuch "Avarizia" ("Geiz") des Journalisten Emiliano Fittipaldi soll die Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses "Bambin Gesu" 200.000 Euro zur Renovierung der einige hundert Quadratmeter großen Wohnung des früheren Kardinal-Staatsekretärs Tarcisio Bertone beigesteuert haben. Während der Papst in 50 Quadratmetern im Gästehaus lebe, würden Kardinäle in bis zu 700 Quadratmeter große Wohnungen hausen.