Sollten diese Konsultationen keine Früchte tragen, würde er einen Volksentscheid unterstützen. Die AKP hat bei der Parlamentswahl am Sonntag zwar die absolute Mehrheit erreicht, die für eine Verfassungsänderung nötige Zwei-Drittel-Mehrheit aber verpasst.

Zugleich kündigte Erdogan eine Fortsetzung des Kampfes gegen die aufständischen Kurden an, bis der letzte von ihnen "liquidiert" sei. In Silvan, wo Auseinandersetzungen zwischen Jugendgruppen der Kurdischen Arbeiterpartei PKK und den Sicherheitskräften seit Tagen anhalten, wurde nach Polizeiangaben ein 20-jähriger Mann erschossen. Türkische Kampfflugzeuge bombardierten zudem PKK-Einrichtungen im Norden Iraks. Im Grenzgebiet seien seit Dienstag 15 PKK-Kämpfer und zwei Soldaten bei Gefechten getötet worden, teilte die Armee am Mittwoch mit.

Erdogan hat immer wieder deutlich gemacht, dass er eine Ausweitung der Rechte des Staatschefs anstrebt, um an der Spitze eines Präsidialsystems die Politik des Landes zu bestimmen. Derzeit hat der Präsident laut Verfassung eher repräsentative Aufgaben.

Die von Erdogan geführte islamisch-konservative AKP errang vergangenen Sonntag 317 der 550 Parlamentssitze. Die Wahl war nötig geworden, weil die AKP bei der Abstimmung im Juni die absolute Mehrheit verpasst hatte und keinen Regierungspartner fand. Damals war erstmals die pro-kurdische HDP ins Parlament gekommen, was die Verhältnisse zu ungunsten der AKP verschob. Erdogan stoppte daraufhin die Friedensgespräche mit der PKK, kündigte den Waffenstillstand auf und begann wieder Bombenangriffe auf Zufluchtsstätten der PKK im Norden Iraks.

In der Türkei kam es danach wieder zu Überfällen auf Polizei und Armee sowie zu Bombenanschlägen. Zu einigen bekannte sich die PKK, bei anderen war die Urheberschaft unklar. Teilweise machte die türkische Regierung auch Attentäter der Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich. Gegen neun mutmaßliche IS-Angehörige verhängte die türkische Justiz Haftbefehle. Sie wurden nach offiziellen Angaben seit Freitag bei Razzien festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, sie wollten mit Anschlägen vor den Wahlen Chaos und Furcht verbreiten.