Der EU-Ratspräsident Donald Tusk beklagte dabei, Europa habe "die Fähigkeit verloren", seine Grenzen zu verteidigen. "Wir müssen die unsinnige Diskussion zwischen jenen beenden, die die Grenzen verteidigen wollen, und den Anhängern von Solidarität und Öffnung", sagte der frühere polnische Ministerpräsident vor Merkel und Orban, die für die entgegengesetzten Position in der Debatte stehen.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach sich für langfristige Hilfe aus. "Die Flüchtlingskrise wird Weihnachten nicht enden", mahnte Juncker. Die Hilfe für die Flüchtlinge müsse "verantwortlich" geleistet werden und "auf Dauer angelegt" sein. Er habe Zahlungszusagen über 2,3 Milliarden Euro, doch seien davon erst 275 Millionen eingegangen. "Wir brauchen in Europa die Werte des Herzens, die wir allzu oft vergessen", mahnte der Kommissionspräsident.
"Wir stehen nicht einer Flüchtlingskrise gegenüber", sagte dagegen Orban, der eine besonders harte Linie in dieser Frage vertritt. "Das ist eine Migrationsbewegung bestehend aus Wirtschaftsmigranten, Flüchtlingen und ausländischen Kämpfern." Alle Menschen hätten ein Recht auf Sicherheit und Würde, nicht aber auf ein Leben wie in Ungarn oder Deutschland. 70 Prozent der Ankömmlinge seien Männer, "die den Anschein einer Armee haben", sagte Orban.
Etliche Teilnehmer des EVP-Treffens in Madrid werden sich bei einem Sondergipfel wiedersehen, der für Sonntag in Brüssel einberufen wurde. Daran sollen die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten Deutschland, Österreich, Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Ungarn, Rumänien und Slowenien sowie der Nicht-EU-Staaten Mazedonien und Serbien teilnehmen. Seit Jahresbeginn sind mehr als 500.000 Menschen über die Balkanroute in die EU-Staaten gekommen.
"Angesichts der Ausnahmesituation in den Ländern auf der westlichen Balkanroute sind eine größere Zusammenarbeit, verstärkte Beratungen und sofortiges Handeln von Nöten", erklärte das Büro Junckers, der das Treffen einberief. Die meisten Flüchtlinge, die über das Mittelmeer zunächst in Griechenland eintreffen, ziehen weiter über den Balkan nach Mittel- und Nordeuropa. Seitdem Ungarn seine Grenzen vollständig abgeriegelt hat, hat sich die Hauptroute nach Slowenien verlagert.
Österreich Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) forderte mit Blick auf die zunehmenden Flüchtlingsströme einen besseren Schutz der EU-Außengrenzen, sowie mehr Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der Verteilung der Migranten. "Bei der Festlegung der Flüchtlings-Aufnahmequoten sehe ich in Europa noch zu wenig Solidarität zwischen den Staaten."
"Auf der anderen Seite brauchen wir mehr Schutz der EU-Außengrenzen und eine bessere Organisation der Erstaufnahmeprüfungen in den Erstaufnahmeländern und bei der Zurückführung derjenigen, die kein Asylrecht haben, in sichere Dritt-Staaten", so Mitterlehner. "Für uns ist es sehr wichtig, dass das Flüchtlingsthema nun wirklich auch ein Hauptthema geworden ist. Die Probleme sind so akut, dass sie einer gemeinsamen Vorgehensweise bedürfen", erklärte er.
Etliche Teilnehmer des EVP-Treffens in Madrid werden sich bei einem Sondergipfel wiedersehen, der für Sonntag in Brüssel einberufen wurde. Daran sollen die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten Deutschland, Österreich, Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Ungarn, Rumänien und Slowenien sowie der Nicht-EU-Staaten Mazedonien und Serbien teilnehmen.