Faymann hatte aber bereits im Vorfeld angedroht, den Druck auf jene Länder erhöhen zu wollen, die sich einer EU-weiten Lösung widersetzen. In dem Fall will er EU-Förderungen an diese Länder zurückhalten.
Fico habe ihm für die 500 Flüchtlinge aus Österreich "zugesagt, eine Unterstützung vorzunehmen", sagte der Bundeskanzler nach dem Gespräch mit Fico und Sobotka. Der slowakische Ministerpräsident sei auch bereit "darüber hinaus, unterstützend zu sein", also auch noch weitere aufzunehmen.
Die Unterbringung der Flüchtlinge hatte sich zuletzt verzögert. Die Bevölkerung des westslowakischen Ortes stellt sich gegen die Pläne und auch Fico selbst hatte die Vereinbarung Mitte August infrage gestellt. Gemäß der Vereinbarung mit Österreich sollten die Asylwerber für die Dauer des Asylverfahrens in Gabcikovo untergebracht werden.
Die Slowakei hat bis Ende Juni 105 Flüchtlinge aufgenommen. In Tschechien waren es bis Ende August etwa 765, während im selben Zeitraum in Österreich 28.317 Menschen Asyl beantragten. Der von der EU-Kommission vorgelegte Vorschlag sieht dagegen für Österreich nach Angaben des Bundeskanzleramts um zwei Drittel weniger, nämlich die Aufnahme von 10.937 Flüchtlingen vor. Sobotka und Fico wehren sich gegen Quoten, weil dies nach ihrer Ansicht das Flüchtlingsproblem nicht löse. Sie fordern einen besseren Grenzschutz an den EU-Außengrenzen und die Beseitigung der Fluchtgründe.
In diesen beiden Punkten besteht durchaus Einigkeit mit Faymann, der die Überlegung eines UNO-Mandats im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien angeregt hatte. Die meisten Flüchtlinge, die derzeit nach Europa drängen, sind Syrer.
Faymann ist in engem Kontakt mit Deutschland und Schweden, die von der Flüchtlingskrise ebenfalls stark betroffen sind. Der Bundeskanzler wird am Dienstag Ministerpräsident Kjell Stefan Löfven in Stockholm treffen und telefoniert laufend mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier spricht sich so wie Faymann für einen baldigen EU-Sondergipfel zur Flüchtlingsfrage aus. EU-Ratspräsident Donald Tusk will dem bisher nicht nachkommen.