Samstagnacht sind die Weltsommer-Spiele der Special Olympics (SO) mit großem Glamour eröffnet worden. Im Vorfeld aber widmeten sich SO-Chefin Janet Froetscher und SO-Vorstandsmitglied Maria Shriver (Ex-Frau von Arnold Schwarzenegger) einer immer noch weitgehend unbekannten Schattenseite im Leben von Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. 200 Millionen von ihnen leben in ihren Heimatländern weltweit ohne entsprechende medizinische Versorgung, außerhalb der staatlichen Gesundheitsvorsorgesysteme.
Noch nie untersucht worden
Die meisten von ihnen haben noch nicht einmal einen ordentlichen Gesundheitscheck durchgemacht, viele haben Sehschwächen, bräuchten zahnärzliche Behandlungen, leiden an Übergewicht und schlechter Ernährung. Ohne, dass sich ihrer Probleme je ein Arzt annimmt.
70 Prozent der Athleten erhalten Check
"Deshalb wollen wir antreten, das zu ändern", sagte Froetscher am Samstag in einer Pressekeonferenz. Special Olympics sei mit seinem "Healthy Athletes Programme" schon jetzt die größte öffentliche Gesundheitsorganisation für Menschen mit Beeinträchtigungen. Immerhin werden von den fast 7000 Athleten, die diese Woche in LA zu den Spielen antreten, rund 70 Prozent einen grundlegenden Gesundheischeck erfahren. Sie erhalten Zahnbehandlungen, sofort eine Brille im Fall von Sehschwächen und kurzfristig mögliche Sofortbehandlungen. Rund 2000 freiwillige Ärzte und Studenten werfen sich dafür ins Zeug.
Nationale Programme forcieren
Das Problem bisher, so Froetschl: "Wir wussten nicht, wie es nach den Spielen mit unseren Athleten zuhause weitergeht." Unter dem Motto "Change the Game" hat SO deshalb 2012 begonnen "Healthy Communities" zu gründen. 12 Millionen Dollar hat die Golisano Foundation dafür bereitgestellt. Man vernetzte damit in Mexiko oder Südafrika Gesundheitseinrichtungen und Universitäten, begann aber auch das Lobbying bei den Regierungen, um sicherzustellen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in die Gesundheitssysteme aufgenommen werden. In Mexiko ist das inzwischen geregelt.
Zum Start der Spiele kündigte Golisano-Direktorin Ann Costello nun an, weitere 25 Millionen Dollar zur Verfügung zu stellen, um das Programm weltweit zu forcieren.
Beeinträchtigter Sportler macht Karriere
Dass auch mangelnde gesundheitliche Versorgung eine Barriere bei der Inklusion sein kann, erzählte Brightfield Shadi bei der Pressekonferenz. Er hatte eine Sehschwäche und bekam daheim in Botswana keine Brille. Die erhielt er erst als er Special-Olympic-Athlet geworden ist: "Deshalb kann ich heute lesen, heute hier zu ihnen allen sprechen", bedankte sich der ehemalige Athlet, der trotz intellektueller Beeinträchtigung über den Sport Karriere gemacht hat. Er begann als Läufer über 100 und 200 Meter und wechselte dann zum Fußball. Heuer in L.A. ist er bereits als Trainer eines gemischten Volleyball-Teams (beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Sportler) am Start. Und er arbeitet überdies als Vollzeit-Assistenz-Lehrer: "Mit dieser Spende und diesem Gesundheitsprogramm wird für uns ein Traum wahr", sagte er in seiner Dankesrede vor Dutzenden internationalen Journalisten.