Frisch wirkte nach dem 16-stündigen Verhandlungsmarathon in der weißrussischen Hauptstadt Minsk weder Putin, noch Deutschlands Angela Merkel, Frankreichs Francois Hollande oder der ukrainische Präsident Petro Poroschenko. Der große Zeitaufwand hat offenbar nur ein Minimalergebnis für den Osten der Ukraine gebracht.

Immerhin schweigen ab Sonntag Mitternacht die Waffen. Weil Putin das verkündete, kann man darauf wohl vertrauen, dass die prorussischen Milizen sich daran halten, sagen Beobachter. Andere Verhandlungsgegenstände blieben offenbar ungelöst. Hollande bestätigte, dass „nicht alles“ zur Zufriedenheit erledigt wurde. So sprach Poroschenko von einem Gefangenenaustausch, Genaues war aber nicht zu erfahren. Der Rückzug schwerer Waffen ist etwas konkreter, er soll am Dienstag beginnen. Die Ukraine zieht ihre Geschütze von dort ab, wo sie jetzt stehen. Die Separatisten gehen mit ihrem Gerät zur Linie der Vereinbarung vom 19. September 2014. Doch wie der Waffenrückzug kontrolliert wird, blieb unklar.

Schon eine Waffenruhe hielt nicht

Die prorussischen Separatisten hatten nach Berichten aus Minsk bis zuletzt eine Waffenruhe zu verhindern versucht. Die Milizen, die mit offensichtlicher russischer Unterstützung agieren, hatten im Donbass zuletzt große Gebietsgewinne verzeichnet, auf die sie wohl kaum verzichten werden. Die in Minsk erzielte Minimallösung hat einen großen Haken, warnen Informierte. Schon im September 2014 gab es – auch in Minsk - eine Einigung auf einen Waffenstillstand, doch eine Waffenruhe gab es eigentlich nie.

Durch den Marathon von Minsk verzögert sich der Start des EU-Gipfels in Brüssel verzögert um zwei Stunden. Preben Aamann, der Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk, teilte am Donnerstag auf Twitter mit, dass das informelle EU-Gipfeltreffen um 15.00 Uhr starten soll. Bei dem EU-Gipfel sollen die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko über die Ergebnisse des Minsk-Gipfels mit der vereinbarten Feuerpause für die Ostukraine informieren. Außerdem steht die Lage in Griechenland und der Kampf gegen den Terrorismus auf der Agenda das EU-Gipfels.

JOHANNES KÜBECK