Der russische Präsident Wladimir Putin war nach den Worten des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barroso jahrelang mit einer EU-Mitgliedschaft der Ukraine einverstanden gewesen. Vor 2012 habe es überhaupt keine Einwände gegen eine EU-Mitgliedschaft gegeben, sagte Barroso der "Welt am Sonntag".
Russland angeblich fünf Jahre informiert
"Die russische Regierung war fünf Jahre lang im Detail über unsere Gespräche über ein Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine informiert", sagte Barroso. Putin habe sich nach seiner Wiederwahl 2012 verändert. "Wenn er heute sagt, er sei überrascht worden, dann ist das nicht wahr."
Brüssel halte die Tür für Kiew offen, aber "in naher Zukunft" werde ein Beitritt zur Union nicht erfolgen, sagte Barroso. "Es gibt enormen Reformbedarf."
"Keine Weltmacht mehr"
Für Barroso ist Russland keine Weltmacht mehr. "China wird an Russlands Stelle rücken und unvergleichlich größere Macht als Russland haben." Er halte das Risiko für nicht sehr hoch, dass die wirtschaftlichen Probleme Russlands zu einer globalen Krise führen könnten. "Russland ist nicht besonders eng eingebunden in die Weltwirtschaft und in die internationale Finanzordnung."