Zum Tag der Kinderrechte lohnt es sich, mächtigen Männern im Land zuzuhören. „Ich gelobe, dass ich die Verfassung und alle Gesetze der Republik, getreulich beobachten und meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde.“ bekräftigte der 57 Jahre alte Markus Wallner bei seiner Angelobung zum Vorarlberger Landeshauptmann mit Handschlag und Unterschrift. Georg Knill von der Industriellenvereinigung ist 51 Jahre alt und „höchst alarmiert“. Von der nächsten Bundesregierung forderte er einen „positiven Reformschock“ und warnte vor schwindendem Wohlstand. Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit 54 Jahren hingegen würde einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungsplätze „absolut ablehnen“. Dieser würde „nur zu Gerichtsverfahren“ führen und ein „Anspruchsdenken“ auslösen. Alle drei Entscheidungsträger haben Kinderrechte angesprochen. Vermutlich unbewusst.
Die UN-Kinderrechtskonvention wird heute 35 Jahre alt. Kinderrechte in Familie, Kindergarten, Schule, Lehre, Freizeit zu verwirklichen, ist keine Frage des Alters oder des Geschlechts, aber eine der Verantwortung, der Ernsthaftigkeit und vor allem der Rechtsstaatlichkeit. Kinderrechte stehen in unserer Verfassung und berechtigen Kinder, Forderungen zu stellen. Also sehr wohl „Anspruchsdenken“. Ohne Kinderarmut wiederum würde unser aller Wohlstand steigen, wir ersparten uns Folgekosten in Milliardenhöhe.
Wollen wir die bösen Geister der Armut, Segregation und Gewalt loswerden? Dann braucht es (kinder)rechtskundige Erwachsene in politischen und wirtschaftlichen Machtpositionen, in Regierungen in Bund und Land, die da sagen:“ Ich gelobe, dass ich die Kinderrechte getreulich beobachten und meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde.“
Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez