Kein Sex, keine Dates, keine Kinder, keine Ehe: Eine südkoreanische Bewegung verbreitet sich nach der US-Wahl in Amerika. Die radikale feministische Bewegung „4B-Movement“ steht für vier Verneinungen. Damit wollen Frauen den gesellschaftlichen Erwartungen ihnen gegenüber abschwören - und mit Männern nichts mehr zu tun haben.
4B-Bewegung hat Ursprung in Südkorea
Die 4B-Bewegung entstand zwischen 2015 und 2016 in Südkorea. Vor allem junge Frauen in den Zwanziger Jahren schlossen sich der Bewegung an. Auslöser war der Mord an einer Studentin in einer U-Bahn-Station in Seouls Ausgehviertel Gangnam. Laut eigenen Aussagen des Täters habe er die Studentin erstochen, weil „Frauen ihn immer schon ignoriert haben“. Dies hat eine noch nie dagewesene Debatte über die Frauenverachtung in der Gesellschaft ausgelöst.
Südkorea kämpft seit Jahren mit einer extrem niedrigen Geburtenrate. Auch Frauen außerhalb der 4B-Bewegung wollen keine Kinder bekommen. Hintergrund dessen ist ein enormer gesellschaftlicher Druck, welcher auf südkoreanischen Frauen lastet. Präsident Yoon Suk-yeol gibt den Feministinnen die Schuld an der wirtschaftlichen Lage Südkoreas. Diese weisen unter anderem auf den hohen Gender-Pay-Gap von über 31 Prozent oder die „Spycam-Epidemie“ hin, bei der Frauen gegen ihren Willen nackt gefilmt und die Aufnahmen veröffentlicht werden. Außerdem ist der Anteil der weiblichen Mordopfer in Südkorea so hoch wie in kaum einem anderen Land der Welt.
4B-Welle schwappt nach Amerika
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump geht die Bewegung auch in Amerika viral. In den sozialen Netzwerken gehen Videos von Frauen herum, die sich dem „4B-Movement“ anschließen und sich von ihren Freunden getrennt haben. Oder Frauen, die sich die Haare abrasieren, „damit Männer sie nicht mehr wollen“.
Damit wollen sie ein Zeichen setzen, da die Mehrheit der Männer für einen Präsidentschaftskandidaten gestimmt hat, der vor Gericht des sexuellen Missbrauchs für schuldig gesprochen wurde und dass durch die Ernennung von drei konservativen Richtern am Supreme Court der nationale Schutz der Abtreibungsrechte gekippt wurde. Deswegen wollen sich nun viele Frauen in ein „vierjähriges Zölibat“ begeben.
4B-Bewegung erntet auch Kritik
Während viele auf Social Media ihre Unterstützung aussprechen und auch einige Männer sich solidarisieren, kommt auch Gegenwind gegenüber der Bewegung. Manche finden sie zu radikal. Einige Frauen befürchten, dass sich dadurch nur die fortpflanzen würden, die gegen die Sache stehen und die Kinder dann konservativ erzogen werden. Außerdem äußern sich Betroffene, dass das Haareabrasieren verletzend sei für alle Menschen, die krankheitsbedingt eine Glatze haben.