Überrascht habe ihn vor allem die Deutlichkeit des Ergebnisses. Dass nach der US-Präsidentschaftswahl schnell Klarheit geherrscht habe, sei aber zu begrüßen, sagt der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg am Samstag im Ö1-Interview.
Europa sei für eine Trump-Präsidentschaft aber heute besser gerüstet als vor acht Jahren, glaubt Schallenberg. „Das Europa von 2024 ist nicht dasselbe wie das von 2016. Wir haben uns neu positioniert, europäische Staaten haben ihre Verteidigungsetats erhöht.“ Letzteres sei angesichts der geopolitischen Situation von Bedeutung, denn „wir befinden uns, ob wir wollen oder nicht, in einer systemischen Auseinandersetzung. Autokratien wie Russland und China fordern unser Lebensmodell heraus und wir müssen dafür eintreten und es verteidigen“.
„Eine Welt, in der sich Putin durchsetzt, ist auch für die Republikaner nicht gut“
Auch wenn der künftige US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, er könne den Krieg in der Ukraine mit einem Telefonat beenden, glaubt Schallenberg nicht, dass sich die Linie der USA „über Nacht“ dramatisch ändern werde. Zwar sei mit einer neuen Tonalität zu rechnen, doch große Hilfspakete für die von Russland angegriffene Ukraine seien auch von Republikanern unterstützt worden. „Auch die Republikaner wissen, dass eine Welt, in der sich Putin eins zu eins durchsetzen kann, für sie keine gute ist“, sagt der Außenminister.
Weiterhin verbunden würden die USA jedenfalls Israel bleiben, die Zusammenarbeit der beiden Länder sei sowohl unter Demokraten als auch unter Republikanern „einzigartig“, sagt Schallenberg. Aus österreichischer Sicht gelte es, „alles tun, damit wir einen Waffenstillstand in Gaza herbeiführen, mehr humanitäre Hilfe rein- und vor allem die Geisel rauskriegen“, betont der Außenminister. Außerdem müsse der Libanon unterstützt werden, sodass sich die libanesische Armee besser gegen die radikalislamische Hisbollah aufstellen könne.
Schallenberg würde über Ministeramt nachdenken
Angesprochen auf seine eigene berufliche Zukunft blieb Schallenberg vage. Die Medien würden „sich daran beteiligen, das Fell zu verteilen, noch bevor der Bär im Wald gesichtet wurde“. Sollte er gefragt werden, ob er erneut ein Ministeramt bekleiden würde, würde er darüber nachdenken und eine Entscheidung treffen.