Am Donnerstag grüßt der Berliner Himmel novembergrau. Echte Tristesse. Nur Olaf Scholz ist schon früh morgens in Angriffsstimmung. Scholz spricht zu Betriebsräten der Telekom. Der Kanzler gibt sich leger, er trägt weißes Hemd, aber keine Krawatte und kommt rasch zur Sache: dem Aus der Ampel-Koalition. Von einer „großen, vorübergehenden Ausnahme“ spricht Scholz und davon, diese Herausforderung außerhalb des Haushalts zu meistern. Klartext: Scholz wünscht einen neuen Schuldenfonds für anstehende Aufgaben, von zusätzlichen Geldern für die Ukraine bis zu Hilfen für die kriselnde Autoindustrie. Sonst „zündet man das Land an“, warnt Scholz. So wuchtig klingt jetzt die Kanzlerlinie. Und die Linie der SPD im aufziehenden Wahlkampf.

Scholz hatte am Abend zuvor nach letzten Beratungen der Koalition Finanzminister Christian Lindner entlassen und diese drastische Maßnahme in einem kämpferischen Statement begründet. Er sehe sich „zu diesem Schritt gezwungen, um Schaden von unserem Land abzuwenden“, so der Kanzler. FDP-Chef Lindner als Staatsgefahr? Heftig! Dann legte Scholz nach. „Wer in eine Regierung eintritt, muss seriös und verantwortungsvoll handeln“, führte er aus. Ein persönlicher Angriff auf Lindner.