Was Maia Sandu am Sonntag bei der Präsidenten-Stichwahl in der Republik Moldau an Anspannung erlebt hat, steht der US-Wahl wohl in nichts nach: Der ganze Wahltag war überschattet von massiven Störungs- und Betrugsversuchen, es gab Bombendrohungen gegen Wahllokale und organisierte Transporte von „Wählern“ aus Russland: Bei den ersten Auszählungen lag dann der aus Russland auch finanziell massiv unterstützte Kandidat voran, ein ehemaliger, wegen Korruptionsvorwürfen abgesetzter Generalstaatsanwalt, bis letztendlich die Exil-Moldauer, die in Europa arbeiten und mit einer Rekordbeteiligung bei dieser Wahl ihre Stimme abgaben, das Blatt wendeten und der pro-europäischen Präsidentin Maia Sandu doch noch zum Wahlsieg verhalfen. 55 zu 45 Prozent stand es am Ende des Auszählungskrimis. Und alle wussten: Hier geht es nicht um die Karriere von Maia Sandu. Hier geht es um die Richtung, die die Republik Moldau für die Zukunft einschlägt, um eine Entscheidung mit geopolitischer Dimension.

„Lektion in Demokratie“

Kein Wunder, dass Sandu sehr bewegt war. „Ihr habt eine Lektion in Demokratie für die Lehrbücher geschrieben“, sagte sie nach dem Wahlsieg an die Adresse der moldauischen Wählerinnen und Wähler. „Ihr habt unser Land gerettet und gemeinsam diejenigen besiegt, die uns in die Knie zwingen wollten“, erklärte Sandu. Und an die Exil-Moldauer gerichtet: „Ihr habt gezeigt, dass euer Herz in unserem Land ist.“

Sandu gilt als integre und entschlossene Reformerin, die ihr seit 1991 unabhängiges Land aus der russischen Umklammerung lösen will. „Wir wollen Teil der freien Welt bleiben“, ist ihr politisches Credo. Die studierte Ökonomin gewann die Präsidentschaftswahl 2020 vor allem, weil sie für einen konsequenten Kampf gegen Korruption steht. Man darf vermuten, dass ihr Wahlsieg ohne die hybriden Angriffe aus Russland noch deutlicher ausgefallen wäre.