Cat Ladies, Katzenfrauen, tummelten sich auf der Halloween-Parade in Greenwich Village, New York – politische Katzen. Nachdem Donald Trumps Vize JD Vance über „kinderlose Frauen mit Katzen“ gelästert hatte, verkleideten sich New Yorkerinnen als Katzen gegen die Republikaner. Zugleich wird immer noch gestritten, wer oder was nicht alles „Müll“ ist, nachdem schon vor ein Tagen bei der Wahlkampfveranstaltung Trumps in der New Yorker Sportarena Madison Square Garden Puerto Rico als „schwimmender Abfallhaufen“ bezeichnet worden war und Kamala Harris als „Antichrist“.

Im Wahlkampffinale zerren immer neue verbale Zuspitzungen an den Nerven der Amerikaner. Dabei wächst vor dem Wahltag am Dienstag die Anspannung auch aus Sicherheitsbedenken. Die Demokraten sehen die Demokratie in Gefahr, sie warnen vor einer faschistischen Übernahme durch Donald Trump. Trump werde sich, wie beim letzten Mal, weigern, eine Wahlniederlage anzuerkennen und womöglich gar zum bewaffneten Widerstand aufrufen. Die Bilder des Sturms auf das Kapitol 2021 nach der Wahlniederlage Trumps haben sich im kollektiven Gedächtnis eingebrannt. Befürchtungen, dass sich Ähnliches wiederholen könnte, sind weit verbreitet. Laut einer Umfrage von Associated Press sind vier von zehn registrierten Wählern in den USA besorgt über gewaltsame Versuche, die Ergebnisse nach der Wahl zu kippen. Und etwa jeder dritte Wähler sagt, er sei „äußerst“ oder „sehr“ besorgt über Versuche lokaler oder staatlicher Wahlbeamter, die endgültige Veröffentlichung der Ergebnisse zu verhindern. Zudem äußerten Wahlhelfer Sorgen über Gewalt direkt in den Wahllokalen.

Die Republikaner hingegen warnen davor, dass das Land von gewalttätigen illegalen Immigranten aus dem globalen Süden überrollt werde. Beide Kandidaten reisen hektisch durch alle Swing States, um Wähler zu überzeugen. Am Samstagabend flog Harris von Atlanta, Georgia, nach New York für eine Stippvisite bei der Comedyshow Saturday Night Life, wo sie sich selbst Mut zusprach, während Trump gleich drei Auftritte in North Carolina hatte.

Viele Amerikaner haben bereits abgestimmt; es kam vor, dass Wähler weggeschickt wurden, weil sie angeblich im falschen Staat registriert waren, oder dass Wähler aus Verzeichnissen gestrichen wurden. Gelegentlich wurden gar Wahlurnen gestohlen und verbrannt. Es könnte passieren, dass Trump die Wahl in Bundesstaaten beeinsprucht, deren Verwaltung von Republikanern kontrolliert wird, wie schon beim letzten Mal. Wie lange es überhaupt dauern wird, bis ausgezählt wird und was im Streitfall passiert, weiß keiner.

Harris und Trump liegen Kopf an Kopf. In manchen Umfragen liegen sie bei 48 zu 48 Prozent; in anderen führt Harris leicht, allerdings jeweils mit einer Schwankungsbreite von drei bis fünf Prozent. Ähnliche Ergebnisse zeigen die Umfragen in den Swing States. Bei den britischen Wettbüros hingegen setzen 60 Prozent auf Trump und nur 40 Prozent darauf, dass Harris die Mehrheit der 538 Wahlmänner hinter sich bringt.

Auf dem falschen Weg?

Das sollte die Demokraten beunruhigen, aber auch, dass nach einer Umfrage der New York Times und des Siena College mehr als 60 Prozent glauben, das Land sei auf dem falschen Weg. Und während Harris anfangs auf einem Höhenflug schien, trumpft nun Trump wieder auf, obwohl Promis wie Barack Obama und Bill Clinton für sie werben.

Harris hat deshalb so viel Gegenwind, weil die Wähler Veränderung wollen, meint Nate Cohn, politischer Analyst bei der New York Times. Die Demokraten hätten Black Lives Matter unterstützt, offene Grenzen, Klimaschutz und großzügige Staatsausgaben für Coronahilfen, aus denen sich die hohen Preise entwickelt hätten. Letztlich habe die rechthaberische woke Linke eine rechte Gegenbewegung provoziert – und Harris sei deshalb ebenfalls nach rechts gerückt und thematisiere kaum mehr einen besseren Sozialstaat.

Geschäfte in der Nähe des Weißen Hauses errichten aus Sorge vor Ausschreitungen nach der Wahl Schutzwände
Geschäfte in der Nähe des Weißen Hauses errichten aus Sorge vor Ausschreitungen nach der Wahl Schutzwände © IMAGO