Bei dem israelischen Luftangriff auf den Iran in der Nacht auf Samstag sind zwei iranische Armeeangehörige getötet worden. Die beiden Soldaten seien von „Geschoßen des kriminellen zionistischen Regimes“ getroffen worden, teilten die iranischen Streitkräfte mit. Israel hatte nach eigenen Angaben Produktionsstätten iranischer Raketen und Stellungen von Flugabwehrraketen angegriffen. Der Iran bestätigte Angriffe im Umkreis von Teheran und in zwei weiteren Provinzen des Landes.

Das israelische Militär warnte Teheran anschließend vor weiteren Angriffen. „Sollte das iranische Regime den Fehler begehen, eine neue Runde der Eskalation einzuleiten, sind wir verpflichtet zu reagieren“, erklärte Militärsprecher Daniel Hagari. „Alle, die den Staat Israel bedrohen und versuchen, die Region in eine größere Eskalation hineinzuziehen, werden einen hohen Preis zahlen“, sagte er.

Die USA forderten den Iran auf, „seine Angriffe auf Israel einzustellen, damit dieser Zyklus der Kämpfe ohne weitere Eskalation beendet werden kann“, wie der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, Sean Savett, sagte.

Auch der britische Premierminister Keir Starmer rief den Iran auf, nicht auf die israelischen Angriffe zu reagieren. „Ich bin mir darüber im Klaren, dass Israel das Recht hat, sich gegen die iranische Aggression zu verteidigen. Es ist ebenso klar, dass wir eine weitere Eskalation in der Region vermeiden müssen, und ich fordere daher alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Der Iran sollte nicht reagieren“, sagte Starmer auf einer Pressekonferenz in Samoa anlässlich eines Treffens der Regierungschefs des Commonwealth.

Raketenalarm in Israel

Nach Beginn des israelischen Vergeltungsschlags gab es im Norden Israels erneut Raketenalarm. Die israelische Armee teilte mit, in der Küstenstadt Nahariya und umliegenden Gebieten heulten die Warnsirenen. Es gab zunächst keine Berichte über mögliche Opfer. Die mit dem Iran verbündete libanesische Hisbollah-Miliz beschießt Israel seit Beginn des Gaza-Krieges vor einem Jahr. Israel antwortete mit massiven Luftangriffen und inzwischen auch einer Bodenoffensive. In Nahariya waren am Donnerstag zwei Männer durch Raketentrümmer verletzt worden.

Das israelische Kabinett hatte Medienberichten zufolge den Vergeltungsschlag auf den Iran kurz vor dem Angriff autorisiert. Eine entsprechende Telefonkonferenz mit Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant habe am Freitagabend stattgefunden, berichtete die Zeitung „Haaretz“. Die Minister seien in den vergangenen Tagen über den Rahmen des offensichtlichen Angriffsplans informiert worden, hieß es. Generalstabschef Herzi Halevi leite den Angriff auf den Iran von der unterirdischen Kommandozentrale der israelischen Luftwaffe aus dem Militärhauptquartier in Tel Aviv zusammen mit dem Kommandanten der Luftwaffe, Tomer Bar, teilte die israelische Armee mit.

Der Angriff auf den Iran begann während des jüdischen Ruhetags Sabbat. Zuvor waren am Donnerstagabend hohe jüdische Feiertage zu Ende gegangen.

USA waren über Luftangriffe auf Israel informiert

Die USA waren nach Angaben eines Sprechers des Weißen Hauses über Israels Vorgehen informiert, aber nicht an der Operation beteiligt. Washington bezeichnete die Angriffe Israels auf Ziele im Iran als „Manöver zur Selbstverteidigung“. Die „gezielten Angriffe auf militärische Ziele“ seien überdies eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf Israel am 1. Oktober, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Sean Savett, am Freitag (Ortszeit) in Washington. US-Außenminister Antony Blinken hatte am Mittwoch gewarnt, Israels Vergeltungsmaßnahmen dürften nicht zu einer weiteren Eskalation im Nahen Osten führen.

Die israelischen Angriffe auf den Iran zielen laut US-Medienberichten nicht auf iranische Atomanlagen oder Ölfelder. Die Attacke konzentriere sich tatsächlich auf militärische Ziele, berichteten die Sender ABC und NBC. Die USA hatten Israel in den vergangenen Wochen eindringlich aufgefordert, keine iranischen Öl-und Atomanlagen anzugreifen. Laut „New York Times“ hatten sich Beamte des Weißen Hauses und des Pentagon in den vergangenen Tagen eng mit Israel über den Umfang und die Art der Ziele beraten, die Israel im Iran angreifen könnten.

Israel hat auch Angriffe in Syrien unternommen

Israel hat nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA in der Nacht auf Samstag auch militärische Einrichtungen im Zentrum und im Süden Syriens unter Beschuss genommen. Die Raketen seien aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gekommen und hätten zum Teil abgefangen werden können, berichtete die Agentur. Zuvor hatte es laut SANA auch Explosionen in der Nähe der Hauptstadt Damaskus gegeben. Das syrische Regime ist mit Israels Erzfeind Iran verbündet.

Die USA sicherte Israel weiterhin ihre Unterstützung zu. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Gallant Israels Recht auf Selbstverteidigung und das „eiserne Bekenntnis“ der Vereinigten Staaten zu Israels Sicherheit bekräftigt, teilte das Pentagon mit. Der Minister habe betont, dass die USA ihre Streitkräfte verstärkt hätten, um das US-Personal, Israel und die Partner in der Region angesichts der Bedrohung durch den Iran und die vom Iran unterstützten Terrororganisationen zu schützen. Die USA seien entschlossen, „jeden Akteur daran zu hindern, die Spannungen auszunutzen oder den Konflikt in der Region auszuweiten“.