Im westrussischen Grenzgebiet Kursk sind nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin größere Teile der ukrainischen Streitkräfte eingekesselt worden. „Etwa 2.000 ukrainische Soldaten wurden im Gebiet Kursk blockiert“, sagte Putin auf der Abschlusspressekonferenz des BRICS-Gipfels in der Millionenstadt Kasan an der Wolga. Zwar versuche Kiew, den Zugang zu diesen Truppen wiederherzustellen, doch das russische Militär liquidiere diese Gruppierung.
500 Offiziere und drei Generäle aus Nordkorea
Russische Truppen kämen an allen Frontabschnitten im Osten der Ukraine voran, sagte Putin weiter. Die bei einem Gegenstoß auf russisches Gebiet eingedrungenen ukrainischen Soldaten würden ebenfalls aus dem Land gedrängt. Schon zuvor hatte er beim BRICS-Gipfel gegenüber den dort anwesenden Staatschefs die militärischen Erfolge der russischen Armee in dem 2022 begonnenen Krieg gegen die Ukraine herausgestrichen.
Nach Darstellung des ukrainischen Militärgeheimdienstes sollen sich die ersten in Russland ausgebildeten nordkoreanischen Truppen in der Oblast Kursk befinden. Dort seien sie seit Mittwoch im Einsatz, hieß es. In Russland hielten sich etwa 12.000 nordkoreanische Soldaten auf, darunter 500 Offiziere und drei Generäle. Direkte Stellungnahmen der Regierungen in Moskau und Pjöngjang dazu liegen noch keine vor.
Putin sieht kein Problem
Auf Fragen zu Berichten über Tausende nordkoreanische Soldaten aufseiten Moskaus reagierte Putin ausweichend, sah darin aber kein Problem. Moskau habe einen Vertrag über eine strategische Partnerschaft mit Nordkorea ratifiziert, sagte Putin in Kasan. Darin gebe es einen Passus zur gegenseitigen militärischen Hilfe. „Wir haben nie daran gezweifelt, dass die nordkoreanische Führung unsere Vereinbarungen ernst nimmt. Was und wie wir im Rahmen dieses Artikels tun werden, ist unsere Sache“, sagte Putin.
Nötig seien noch Verhandlungen über die Ausgestaltung des Artikels, sagte er. Es bleibe abzuwarten, wie sich das entwickle. Putin reagierte auf die Frage eines US-Journalisten, der auf die Satellitenbilder von nordkoreanischen Truppenverlegungen hinwies. „Die Aufnahmen sind eine ernste Angelegenheit. Wenn es Bilder gibt, dann bedeutet das, dass sie etwas widerspiegeln“, sagte Putin. Deutlicher wurde er nicht.
EU und Nato besorgt
Unterdessen warnten die EU-Staaten Pjöngjang vor einer direkten Beteiligung an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Mitwirken nordkoreanischer Truppen wäre ein einseitiger feindseliger Akt mit ernsthaften Konsequenzen für den Frieden und die Sicherheit in Europa und weltweit, hieß es in einer vom EU-Außenbeauftragten im Namen der 27 Länder veröffentlichten Erklärung. Es würde demnach einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht darstellen, einschließlich der grundlegendsten Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen.
Einordnung von unserem Korrespondenten Felix Lili
Für den designierten neuen Chef der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), Jens Stoltenberg, wäre ein Einsatz nordkoreanischer Kräfte im Ukraine-Krieg „eine ernsthafte Eskalation“. „Nordkorea hat bereits enorme Mengen an Munition für Russland bereitgestellt. Wir sehen also, wie eng Russland und Nordkorea miteinander verbunden sind“, sagte der Ex-NATO-Generalsekretär im Gespräch mit dem „Münchner Merkur“.