Das ZIB2-Logo läuft über die russischen Bildschirme. Es sind die gleichen Bilder, die vor zwei Wochen im österreichischen Fernsehen gezeigt wurden – allerdings mit manipulierten Inhalten und neuem Narrativ. Ursprünglich handelt es sich um eine Reportage über das Leben in Russland in Zeiten des Krieges, den das Land gegen die Ukraine führt. Am Donnerstag wurde die Sendung erneut ausgestrahlt, allerdings im mit Sanktionen belegten russischen Fernsehsender Rossija 1. Unter der russischen Pressestimme hört man nur noch Fragmente des deutschen Textes. Es handelt sich um eine vom ORF Moskau produzierte Reportage, die ohne Wissen und Erlaubnis für russische Propagandazwecke bearbeitet wurde.

Schnell fällt auf, dass der russische Fernsehbeitrag nur Teile der vom ORF produzierten Reportage zeigt. Die Botschaften, die der russischen Bevölkerung ausgestrahlt werden, sind irreführend. Thema war unter anderem, dass der Kreml mit Milliardensummen die russische Wirtschaft anheizen möchte, damit die Bevölkerung so leben kann, als gäbe es keinen Krieg und keine Sanktionen. Die Propaganda bezieht sich auch auf den Ukraine-Krieg. So hörte man am Anfang des Konflikts noch, dass sich Russland gegen angebliche ukrainische Nazis zur Wehr setzen muss. Diese Botschaft wurde abgelöst von dem Narrativ, dass sich Russland nicht nur im Konflikt mit der Ukraine, sondern mit dem gesamten Westen befindet. Der Westen will Russland vernichten, somit gelte es nicht als Angreifer, sondern als Verteidiger und Opfer.

Wie gut wirkt diese Propaganda?

Diese Botschaften werden hauptsächlich über das Fernsehen, aber auch über das Internet verbreitet. All das funktioniere, weil es in Russland keine Alternativmedien gebe, erklärt Christian Lininger im Ö1-Morgenjournal. Die russische Bevölkerung hört tagtäglich nur diese eine Botschaft. Lininger erklärt auch, dass ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung entschiedene Kriegsgegner sind, aber nur ungefähr zwei bis sieben Prozent dieser Menschen glaubt, dass Putin der Auslöser des Krieges sei, so die Einschätzung von Meinungsforschern. Das bedeutet, dass selbst Kriegsgegner davon überzeugt sind, dass der Westen für den Konflikt verantwortlich ist.

Diese verbalen Angriffe gegen den Westen sind in den russischen Medien nichts Neues. Diese gibt es bereits seit der Annexion der Krim vor zehn Jahren. Der Westen gilt seit jeher als Feind Russlands, die aktuelle Berichterstattung bestärkt somit alte Überzeugungen.