Die Ideen liegen auf dem Tisch. Klar ist: Die US-Wahl wird innerpolitisch entschieden. Außenpolitische Brennpunkte wie Israel und die Ukraine sind zuletzt in den Hintergrund gerückt. Trump und Harris touren in den kommenden Wochen durch das Land und versuchen ihre Vorschläge unters Wahlvolk zu bringen. Die Terminkalender beider Kandidaten sind gut gefüllt. Es vergeht bis zur Wahl fast kein Tag, an dem nicht die Kandidaten selbst oder deren Vizepräsidentschaftsbewerber auf einer Bühne in einem Swing State die Werbetrommel rühren. Zugleich gehen unzählige Freiwillige von Haus zu Haus.

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Die Migration

Für Trump und seine Republikaner steht fest: Die Migrationsfrage ist drängend, sie zieht einen Rattenschwanz nach sich, der alle anderen politischen Themenfelder mitbestimmt. Strategisch ergibt der Zugang Sinn. Die ohnehin migrationskritischen Republikaner werfen der Biden-Regierung, unter der Harris mit den Migrationsagenden betraut wurde, Kontrollverlust vor. Die Zahlen spielen Trump dabei in die Hände. 2021 haben laut Statistik der Grenzschutzbehörde etwa 1,9 Millionen Menschen versucht, von Mexiko aus in die USA einzuwandern. Ein Jahr später waren es gut 2,7 Millionen und dann, 2023, über 3,2 Millionen. Bei Wahlkampfauftritten zeichnet Trump immer wieder das gleiche Bild. Er spricht vom „besetzten Amerika“ und Migranten mit „schlechten Genen“.

Die politischen Lösungsansätze von Trump haben angesichts der grassierenden Auswüchse Zulauf bekommen. Laut einer CNN-Umfrage befürworteten 2017 nur 38 Prozent die Idee von Trump, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten, mittlerweile sind es 52 Prozent. Während Trumps Vorschlag, das Problem zu lösen, zur Mehrheitsmeinung wurde, tut sich Harris schwer. 1.500 zusätzliche Stellen für den Grenzschutz, High Tech zum Aufspüren geschmuggelter Drogen und schnellere Abschiebungen sind die Versprechen, die Harris im Wahlkampf macht. Geholfen hat ihr dies bisher aber wenig. 49 Prozent der Amerikaner halten Trump für den kompetenteren Grenzschützer, 35 Prozent Harris. Dass Trump einst selbst einen Gesetzesentwurf für mehr Grenzschutz von seinen Republikanern blockieren ließ, um politisches Kleingeld daraus zu schlagen, spielt dabei keine Rolle.

Die Abtreibung

Die Demokratin ist daher bemüht, in einem anderen Feld Trumps Schwächen aufzudecken: In der Abtreibungsfrage. Harris warnt immer wieder davor, dass die Rechte von Frauen in den USA in großer Gefahr seien. Vor gut zwei Jahren hatte das Oberste Gericht das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt. Ex-Präsident Trump hatte durch mehrere Nachbesetzungen die Mehrheit am Gericht deutlich nach rechts verschoben und damit diese Entscheidung ermöglicht. Nun können die Bundesstaaten über das Abtreibungsrecht entscheiden – in etlichen sind Abtreibungen mittlerweile weitgehend verboten.

Trumps Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance hat kein Problem damit und will es vorantreiben, die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler schon. Eine Gallup-Umfrage zeigt: Rund 82 Prozent der US-Amerikanerinnen und Amerikaner finden Abtreibungen „moralisch in Ordnung“. Unter ihnen sind 89 Prozent der Demokraten, 84 Prozent der Unabhängigen und 72 Prozent der Republikaner, die sich für die Selbstbestimmung der Frau aussprechen. Die Taktik der Demokraten: Die Position der Konkurrenz als „weird“ (“seltsam“) zu framen, ein Ansatz, der Anklang findet und den Republikanern Glaubwürdigkeit kostet.

Die Wirtschaft

Bei all den Unterschieden eint Demokraten und Republikaner der Fokus auf die Wirtschaft. Beide Wählergruppen sind sich einig: Die nächste Präsidentin oder der nächste Präsident muss die Preise drücken. Die aktuelle Regierung hat es geschafft, die Inflation von zwischenzeitlich neun Prozent im Juni 2022 auf rund drei Prozent zwei Jahre später zu drücken, die Kosten fürs tägliche Leben sind dennoch hoch. Harris will eine Wirtschaftspolitik umsetzen, die der Mittelschicht über steuerliche Entlastungen neue Chancen eröffnet.

Für jedes Kind soll es festgelegte und dauerhafte Steuergutschriften geben, ebenso wie für diejenigen, die das erste Mal eine Immobilie erwerben. Haushalte mit einem Jahreseinkommen von mehr als einer Million Dollar sollen mit 28 Prozent besteuert werden. Trump hingegen verspricht Steuersenkungen für alle - auch für die Superreichen sowie für Auslands-Amerikaner. Der Republikaner war es zudem, der als Erster forderte, dass Trinkgelder steuerfrei sein sollten. Ein Vorstoß, den Harris kurz darauf in ihr Programm aufnahm.