Das israelische Militär hat nach Angaben eines Vertreters der Vereinten Nationen erneut einen Beobachtungsposten der UNO-Friedensmission UNIFIL bei deren Hauptquartier im südlibanesischen Naqoura beschossen. Dabei sind Berichten zufolge Blauhelmsoldaten aus Sri Lanka verletzt worden.

Österreicher im Camp

Österreichische Blauhelme sind nicht betroffen, bestätigt Bundesheer-Sprecher Michael Bauer gegenüber der Kleinen Zeitung. Der beschossene Beobachtungsposten sei weiter weg vom Hauptquartier, in dem sich die Österreicher befinden, dort halten sie sich größtenteils in Schutzbunkern auf. „Solange das Hauptquartier nicht direkt unter Beschuss ist, können Sie davon ausgehen, dass unsere Soldaten in Sicherheit sind.“

Die rund 170 Österreicherinnen und Österreicher sind im Rahmen der Unifil-Mission für die Logistik im Hauptquartier verantwortlich. Tätigkeiten außerhalb des Camps, wie Transporte, wurden mittlerweile gänzlich eingestellt. Die deutsche Bundeswehr reduzierte ihr Kontingent bereits in den vergangenen Wochen und Tagen und wolle es „kontinuierlich leicht abschmelzen lassen“, erklärte ein Sprecher.

Weitere Angriffe auf Soldaten

Auch am Donnerstag wurde ein Beobachtungsposten der UNO-Blauhelme von israelischen Truppen beschossen, zwei Indonesier wurden dabei leicht verletzt. Es waren die ersten Opfer in den Reihen der UNIFIL-Mission seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz vor rund einer Woche. Israels Militär beschuldigte die Schiiten-Miliz Hisbollah, Gegenden in der Nähe von Stützpunkten der Blauhelm-Mission für ihre Zwecke zu missbrauchen und legte der UNO-Mission eine Verlegung nahe.

Die Vorfälle lösten international heftige Kritik an der israelischen Armee (IDF) aus. Unifil twitterte gestern: „Jeder vorsätzliche Angriff auf Friedenssoldaten ist eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts und der Resolution 1701 des Sicherheitsrats.“ UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte den jüngsten Vorfall und bezeichnete ihn als „unerträglich“.

„Extrem alarmiert“ zeigte sich Außenminister Alexander Schallenberg auf „X“am Donnerstagabend. „Das ist völlig inakzeptabel und muss sofort aufhören! Alle sind verpflichtet, die Sicherheit der Blauhelme zu jeder Zeit zu gewährleisten!“

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez forderte die internationale Gemeinschaft auf, keine Waffen mehr an Israel zu verkaufen. „Lassen Sie mich an dieser Stelle die Angriffe kritisieren und verurteilen, die die israelischen Streitkräfte auf die Mission der Vereinten Nationen im Libanon ausführen“, sagte Sánchez nach einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan.

Die UNO-Beobachtermission überwacht das Grenzgebiet seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10.000 UNO-Soldaten aus rund 50 Ländern beteiligt, darunter aktuell 170 Soldatinnen und Soldaten aus Österreich. Trotz der Gefahr wolle man vorerst im Südlibanon bleiben, sagte ein UNIFIL-Sprecher am Donnerstag.

Auch Bauer bestätigt, dass sich die Absicht, die österreichischen Blauhelme vorerst nicht abzuziehen, nicht geändert hat.

Israel empfiehlt Abzug aus Kampfgebiet

Israels UNO-Botschafter Danny Danon legte der UNIFIL indes einen Abzug aus dem Kampfgebiet nahe. „Unsere Empfehlung lautet, dass die UNIFIL sich fünf Kilometer nach Norden verlegt“, heißt es in einer Erklärung. Damit könnten angesichts der sich intensivierenden Kämpfe „Gefahren vermieden werden.