Kevin Kühnert will nicht mehr, er kann nicht mehr. Am Montag verkündete der SPD-Generalsekretär seinen Rücktritt aus der Politik. Bei der Bundestagswahl 2025 wird er nicht für die Kanzlerpartei antreten. „Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden. Deshalb ziehe ich die Konsequenzen“, begründete der 35-Jährige seinen Ausstieg.

Kühnert trat früh als politischer Allrounder auf. Als stellvertretender Juso-Bundesvorsitzender kümmerte er sich mit 26 Jahren um die Steuerpolitik, Rentenpolitik, Strukturpolitik, Rechtsextremismus und Migrationspolitik. Daneben verantwortete er den Social-Media-Auftritt der Jugendorganisation.

Mit Kühnerts Abgang geht der politische Aderlass bei den Parteien der Ampelregierung weiter. Vor zwei Wochen hatte der Grüne Bundesvorstand nach den Wahlen in Brandenburg geschlossen den Hut genommen. Als einen „der klügsten und schlagfertigsten Politiker, die ich kennenlernen durfte“, würdigte die scheidende Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang nun Kühnert.

Es sind versöhnliche Worte zum Abschied, die Kühnert während seiner politischen Karriere nie suchte - weder von Parteigegnern noch Parteifreunden. 2018 reiste er mit einer „#NoGroko“-Tour durch Deutschland, um eine SPD-Regierungsbeteiligung unter Unionsführung zu verhindern. Wenige Monate später outete er sich im Queermagazin „Siegessäule“. Auch nach Beförderungen blieb er seinem Stil treu. Als SPD-Generalsekretär setzte er sich im Vorjahr 18 Mal in Talkshows von ARD und ZDF - kein Politiker diskutierte öfter. Zum Abschluss lobte Kühnert die SPD und attackierte die AfD: „Während manch andere Partei und Gruppe niederste Instinkte bedient, arbeitet ihr unermüdlich, das Beste aus euch und euren Mitmenschen herauszuholen“