KG-Präsident Oskar Deutsch erinnerte an die über 1.200 Mordopfer des Terrorangriffs und forderte die Freilassung der über 100 Geiseln, die noch immer in Gewalt der Hamas im Gazastreifen sind.
Dem Staat Israel würden „weltweit Verbrechen angedichtet“, um „antisemitische Hasstiraden“ zu lancieren. Israel sei die einzige liberale Demokratie in der Region und sei auch deshalb „Feindbild“ für Regimes und Terrorgruppen. „Israel ist das zum Staat gewordene ‚Nie wieder‘“, betonte Deutsch und kritisierte den weltweit zunehmenden Antisemitismus.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen konzentrierte sich in seinem Posting auf X vor allem auf die Vision einer friedlichen Zukunft in Nahost: „Wenn wir heute der Opfer des 7. Oktober 2023 gedenken, dann sollten wir auch in die Zukunft blicken. In eine Zukunft, in der die Menschen im Nahen Osten friedlich neben- und miteinander leben. In der der Respekt vor dem Leben der Anderen stärker ist als der Hass.“
„Die Existenz Israels ist bedroht wie nie zuvor“
Als Vertreterin von Bundeskanzler Karl Nehammer machte EU- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (beide ÖVP) die Terrorgruppen Hamas und Hisbollah verantwortlich für die „Spirale der Gewalt“ im Nahen Osten. „Die Existenz Israels ist bedroht wie nie zuvor“, wies Edtstadler auf die jüngsten Raketenangriffe des Iran auf Israel hin. „Das Selbstverteidigungsrecht Israels steht außer Zweifel“, so die Ministerin weiter. Sie betonte aber auch die Einhaltung völkerrechtlicher Bedingungen bei militärischen Aktionen. Die Kundgebung sei „ein starkes Zeichen unserer Solidarität mit Israel“. Die Verantwortlichen für die Gräueltaten des 7. Oktober müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
„Schlimmster Angriff auf Juden seit der Shoah“
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) verurteilte den Terrorakt der Hamas als „schlimmsten Angriff auf Juden seit der Shoah“. Die „Schergen der Hamas“ hätten ihren Opfern nicht nur grausam das Leben genommen, sondern auch „ihre Würde und Menschlichkeit“. Islamistische Terrorgruppen würden „ihre eigene Bevölkerung als Geiseln für ihre Machtansprüche halten“. Der weltweit geschürte Hass richte sich nicht gegen die Verursacher von Terrorangriffen, sondern es zeige sich „die hässliche Fratze des Antisemitismus“, klagte Kogler. „Wir haben unsere historische Verantwortung gegenüber Israel wahrzunehmen.“ Antisemitismus bedrohe „unsere freien Gesellschaften“.
David Roet, Botschafter des Staates Israel in Österreich, bedankte sich bei Österreichs Politikern für die Unterstützung. 101 Geiseln würden noch immer in den „dunklen Tunneln“ von Gaza ausharren. „Wir werden alles tun, um sie zu befreien“, erklärte Roet unter Applaus. Der Terrorakt vom 7. Oktober 2023 sei „von langer Hand geplant“ worden. Roet erwähnte das Schicksal einer weiblichen Geisel, die nach 300 Tagen in Gefangenschaft von der Hamas ermordet wurde. Ihre Leiche wog bei ihrer Überstellung nur noch 36 Kilogramm.
Der Iran und seine Terrorgruppen würden Israel mit einem „Feuerring“ umzingeln, um das Land und seine Bewohner auszulöschen. Aber Israel werde seine Feinde weiterhin bekämpfen, auch um seine Bürger vor Raketenbeschuss und Terrorangriffen zu schützen.
„Entschlossen gegen jede Form von Antisemitismus“
Der Wiener Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) betonte in Gegenwart von Parteichchef Andreas Babler, der aber nicht ans Rednerpult trat, dass die Stadtregierung weiterhin „entschlossen gegen jede Form von Antisemitismus“ vorgehen werde. Der interreligiöse Dialog werde weiter gepflegt werden. Hacker schloss mit einem eindringlichen Friedensappell an Gott, der von Gläubigen verschiedener Religionen verehrt werde.
Burgschauspieler Cornelius Obonya las gemeinsam mit der Dichterin Ella Shklarek, einer Enkelin von Leon Zelman, des langjährigen Chefs des „Jewish Welcome Service“ in Wien, deren englischsprachige Gedichte vor. Gegenüber der APA betonte er seine Solidarität mit den Opfern des Terrorüberfalls vom 7. Oktober und ihren Angehörigen. Die aktuelle Eskalation des Konfliktes sei „fürchterlich“. Das Ausmaß des militärischen Vorgehens Israels in Gaza und im Libanon sei aber ebenfalls zu kritisieren. „Das passiert, wenn eine demokratische Regierung sich radikalisiert“, klagte Obonya.
Die Veranstaltung endete mit der Verlesung der Namen der 101 vermissten Geiseln durch Angehörige jüdischer Jugendorganisationen.
Gedenkveranstaltung im Parlament
Nationalratpräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) lud mit einer Veranstaltung zum Gedenken an den Terroranschlag am Montagvormittag ins Parlament. Die Bilder der fürchterlichen Zerstörungen in den Kibbuzim Kfar Aza und Beeri, die er vor knapp einem Jahr gesehen habe, seien ihm immer noch eindrücklich im Gedächtnis, sagte Sobotka laut Parlamentskorrespondenz. Diese Orte seien von Menschen bewohnt gewesen, die Gegensätze überwinden und eine gemeinsame Zukunft bauen wollten. Die Forderung "Nie wieder!" sei heute ein Auftrag, unverbrüchlich an der Seite Israels und des gesamten jüdischen Volkes zu stehen und jeder Manifestation des Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten, betonte Sobotka.
Auch Hilfsorganisationen meldeten sich anlässlich des Jahrestags zu Wort: "Der Nahe Osten steht vor einem erneuten Flächenbrand. Gewalt, Vertreibung und Elend breiten sich aus, und es sind vor allem humanitäre NGOs, die inmitten dieses Chaos einen Unterschied machen. Sie leisten unermüdlich Hilfe, versorgen Millionen Menschen mit lebenswichtiger Nahrung, Wasser und medizinischer Unterstützung - oft unter Lebensgefahr", erklärte Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, sicherzustellen, dass diese "lebensrettende Arbeit" finanziert werde. Gleichzeitig müsse die internationale Gemeinschaft auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts bestehen, das den Schutz der Zivilbevölkerung und der humanitären Helfer garantiere.
Amnesty International Österreich beklagte die Gewalt im Nahen Osten und die humanitäre Krise. "Es ist ein beschämendes und kollektives Versagen der internationalen Gemeinschaft, dass es auch nach einem Jahr immer noch keinen Waffenstillstand gibt und so viele Angehörige von Geiseln immer noch um die Freilassung ihrer Lieben bangen", erklärte AIÖ-Geschäftsführerin Shoura Hashemi. "Die jahrzehntelange Straflosigkeit, die es den israelischen Streitkräften, der Hamas und anderen bewaffneten Gruppen ermöglicht hat, internationale Gesetze ohne Konsequenzen zu missachten, muss endlich beendet werden", forderte Hashemi einen sofortigen Waffenstillstand.