Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist am Samstag nach Rom gereist, wo er die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni getroffen hat. „Mit (Giorgia Meloni) verbindet mich mittlerweile eine Freundschaft. Bei meinem Kurzaufenthalt in Rom haben wir uns spontan zum Abendessen getroffen. Ich schätze ihre Konsequenz im Kampf gegen illegale Einwanderung und für einen soliden Schutz der EU-Außengrenzen“, schrieb der Bundeskanzler auf X unter ein Foto mit Meloni.
„Mit Italien hat Österreich einen starken Partner an seiner Seite, wir ziehen hier am gleichen Strang. Wir freuen uns beide, dass Österreich in Zukunft auch den Migrationskommissar stellt“, schrieb Nehammer mit Blick auf die künftige Aufgabe des scheidenden Finanzministers Magnus Brunner (ÖVP) weiter. Er fügte hinzu, dass „der Kampf gegen illegale Migration ist eine der Zukunftsfragen der Europäischen Union“ sei.
Meloni ist Chefin der rechtspopulistischen Partei „Fratelli d‘Italia“ und regiert den drittgrößten EU-Staat seit einem klaren Wahlsieg bei der Parlamentswahl 2022. In ihrem Kabinett sind die mit der FPÖ verbündete rechtspopulistische Lega sowie die ÖVP-Schwesterpartei Forza Italia Juniorpartner. Nehammer ist nach der Niederlage seiner ÖVP bei der Nationalratswahl zurückgetreten, steht aber geschäftsführend weiterhin an der Spitze der Bundesregierung. Er hat sich dafür ausgesprochen, dass Wahlsieger Herbert Kickl (FPÖ) mit der Führung von Sondierungsgesprächen zur Bildung einer neuen Bundesregierung beauftragt wird, will mit ihm aber nicht mit ihm zusammen in einer Regierung sitzen.
Umworbene Regierungschefin
Meloni wird schon seit längerem von Politikern der Europäischen Volkspartei (EVP) wie Nehammer umworben. Sie macht auf EU-Ebene weiterhin gemeinsame Sache unter anderem mit der rechtsnationalistischen polnischen PiS, der tschechischen konservativen Regierungspartei ODS oder den rechtspopulistischen Schwedendemokraten (SD) und Finnen im Rahmen der Fraktion „Europäische Konservative und Reformer“ (EKR). Bemühungen zur Bildung eines großen Bündnisses von EU-Rechtsparteien haben sich nach der Europawahl zerschlagen, unter anderem wegen Divergenzen in der Ukraine-Politik. Die FPÖ schloss sich unter anderem mit dem ungarischen Premier Viktor Orbán, der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem niederländischen Wahlsieger Geert Wilders zur Gruppierung „Patrioten für Europa“ (PfE) zusammen, die drittstärkste Kraft im neuen Europaparlament ist.