Wladimir Kara-Mursa ist der bekannteste, noch lebende Oppositionelle Russlands. Obwohl er bereits in einem russischen Straflager eingesessen ist, kritisiert er auch nach seiner Entlassung und Ausreise aus Russland den russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf. Sein Leben hat er nur einem Gefangenenaustausch zu verdanken, bei dem er frei kam. Trotzdem schweigt er nicht zu seinem Schicksal.
Kara-Mursa rechnete mit dem Tod
„Ich war fest davon überzeugt, dass ich sterben werde“, sagt Kara-Mursa im ZiB-Interview über seine Gedanken während der Haft. Doch es sei ein Wunder“, dass er freigelassen wurde - ein Wunder, das viele Menschen - auch in Österreich - möglich gemacht haben, indem sie immer wieder auf die Situation der Gefangenen in Russland hingewiesen haben.
Mehr als 1.300 Menschen sind derzeit in Russland inhaftiert, nur weil sie eine andere Meinung als Putin haben. Ein Ende des Putin-Regimes sei alternativlos, so Kara-Mursa. „Russland hat etwas Besseres verdient als diesen mörderischen und korrupten Präsidenten“, so der Politiker. Angst vor dem Kreml-Despoten habe er nie gehabt, auch nicht während seiner Haft. Deshalb habe er auch nicht das Gnadengesuch an Putin unterschrieben, das ihn schließlich freigelassen hat. „Angst ist einfach ein Luxus, den wir uns nicht leisten können“, sagt Kara-Mursa.
Europa muss schnell sein
Dass Putin bald aus dem Amt scheidet, will er nicht ausschließen. Sowohl die Sowjetunion als auch das Zarenreich seien innerhalb von drei Tagen implodiert. „Der Wandel kann schnell kommen“, gibt er sich optimistisch. Das liege auch an den Millionen Menschen in Russland, die sich ein anderes System wünschten.
Sollte es dazu kommen und Putin stürzen, müsse Europa schnell sein. „Das Fenster wird nur kurz offen sein, dann muss Europa Russland die Hand reichen und es als demokratischen Staat willkommen heißen“, sagt Kara-Mursa. Für ihn steht jedenfalls fest, dass Frieden in Europa nur mit Russland und ohne Putin möglich ist.
All jene, die Putins Positionen - auch im Ukraine-Krieg - verstehen oder gar verteidigen, kritisiert Kara-Mursa als „die wahren Kriegstreiber“.