Russland war nie dafür bekannt, Rücksicht auf Kriegsgefangene zu nehmen. Von den schätzungsweise 3,5 Millionen deutschen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft gerieten, kehrten 1,1 Millionen nie mehr in ihre Heimat zurück.
Kriegsgefangene sollen hingerichtet worden sein
Auch im Jahr 2024 soll Russland noch rigoros mit seinen Gefangenen umgehen. Darauf deuten zumindest Informationen mehrerer Online-Netzwerke sowie des ukrainischen Generalstaatsanwalts Andrij Kostin hin.
Demnach sollen 16 ukrainische Kriegsgefangene in Russland von der Kreml-Armee hingerichtet worden sein. Die Kiewer Staatsanwaltschaft hat bereits ein Strafverfahren eingeleitet. Ermittelt wird wegen „Verletzung des Kriegsrechts und der Kriegsgewohnheiten“ sowie „vorsätzlicher Tötung“.
Ein Video, das den ukrainischen Behörden zugespielt wurde, dokumentiert jedenfalls dramatische Szenen. Darauf zu sehen: Mehrere Kriegsgefangene werden in ein Waldstück getrieben, müssen sich aufstellen, dann fallen mehrere Schüsse. Das russische Militär soll dabei automatische Gewehre eingesetzt haben.
Heimkehrer sprechen von Folter
Die Tötung und Folterung von Gefangenen sei „kein Zufall, sondern bewusste russische Politik“, betonte Generalstaatsanwalt Kostin. Andere Überlebende der russischen Kriegsgefangenschaft sprechen in Interviews davon, gefoltert worden zu sein. Medizinische Versorgung gebe es nahezu keine, ebenso Nahrung.
Der Vorwurf ist nicht neu. Während des Krieges warfen sich Russland und die Ukraine mehrfach gegenseitig die Tötung von Kriegsgefangenen vor. Im März 2023 ging das Video eines gefangenen ukrainischen Soldaten viral, in dem dieser „Ruhm der Ukraine!“ ruft und dann durch Erschießen hingerichtet wird.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, erklärte bereits damals, es seien „zahlreiche Verletzungen des humanitären Völkerrechts in Bezug auf Kriegsgefangene“ dokumentiert worden, darunter auch Fälle von „Massenhinrichtungen russischer und ukrainischer Kriegsgefangener“.