Ein Erdnussfarmer im Oval Office. Nicht etwa auf Einladung des Staatsoberhauptes, sondern als Präsident selbst. Der heute unmöglich scheinende Kontrast spiegelt die Vita von Jimmy Carter wider. Der 39. Präsident der USA wird am Dienstag 100 Jahre alt, Sein Politikverständnis war eine Zäsur in den USA, die nicht angehalten hat.

Präsident nach turbulenten Jahren

Als Carter 1977 ins Amt des US-Präsidenten gewählt wurde, lagen turbulente Jahre hinter dem Land. Die Watergate-Affäre rund um Richard Nixon und die anschließende, unglückliche Präsidentschaft von Gerald Ford hatten den USA zugesetzt und dem Ruf der Politik geschadet. Es schlug die Stunde von Carter, einem frommen Südstaatler mit ansteckendem Lachen.

Seinen Sieg gegen den amtierenden Präsidenten verdankte Carter starken Ergebnissen im Osten und Süden der USA. Auch in Texas - mittlerweile republikanisches Kernland - stimmte eine Mehrheit für Carter. Kurz nach seiner Wahl wurden erste Pflöcke eingeschlagen, die selbst aus heutiger Sicht progressiv erscheinen.

Carter richtete die USA neu aus, setzte sich außenpolitisch für mehr Menschenrechte ein, begnadigte US-Amerikaner, die sich weigerten, in den von vielen kritisierten Vietnam-Krieg zu ziehen, und leitete innerpolitisch die erste kleine Energiewende der USA ein. Auf dem Weißen Haus wurden Solarpaneele montiert. Zugleich rief er Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu auf, selbst Energie zu sparen, indem sie ihre Heizung - wenn möglich - herunterdrehen.

„Make America Great Again“ vertreibt Carter aus dem Amt

Carter überzeugte national und international mit Charisma. Die schlechten Wirtschaftsdaten - von Inflation bis Arbeitslosigkeit - wogen jedoch schwerer. Dem ehemaligen Farmer war nur eine Amtszeit im Weißen Haus vergönnt. Sein Nachfolger Ronald Reagan kampagnisierte mit dem nun von Donald Trump genutzten Wahlspruch „‚Make America Great Again“ erfolgreich gegen Carter. Politische Pflöcke, die Carter eingeschlagen hatte, wurden ausgehebelt, Solarpaneele abmontiert.

Carters Politikstil ist in den USA nie versucht worden zu kopieren. In der aufgeheizten Stimmung von 2024 hätte er vermutlich auch keine Chance. Doch eines will der Jubilar politisch noch erreichen. Er will mit seiner Stimme Kamala Harris ins Weiße Haus hieven. So wäre zumindest sein Antitypus - der Milliardär Trump - von der Macht abgeschnitten.