Die AfD strotzt derzeit vor Selbstbewusstsein. Nach den jüngsten Erfolgen bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen schielt die rechtsextreme Partei eifrig auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Dann soll es Alice Weidel für die Schwesterpartei der FPÖ richten: Seit Freitag steht sie als erste Kanzlerkandidatin in der elfjährigen Geschichte der AfD fest.

Weibliche Wende bei den Rechten

Weidel steht exemplarisch für einen Wandel, den (rechts-)populistische Parteien in den vergangenen Jahren durchlaufen haben. Statt alter Männer stehen immer öfter junge Frauen an vorderster Front - zu sehen auch in Frankreich bei Marine Le Pen (Rassemblement National) oder der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (Fratelli d’Italia). Mit Sahra Wagenknecht hält im heraufziehenden Bundestagswahlkampf auch eine Frau links der Mitte die populistischen Fahnen hoch.

Inhaltlich steht Weidel ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Auch sie versteht es, mit brachialer Rhetorik Grenzen zu verschieben und zu provozieren. So bezeichnete sie das Ende des Nationalsozialismus in Deutschland einmal als „Niederlage ihres Landes“, ein anderes Mal stürmte sie aus dem ZDF-Fernsehstudio, als ihr die Fragen einfach nicht passten.

Weidel als Scharfmacherin

Brüche oder Unregelmäßigkeiten gibt es in Weidels Biografie nur wenige. Dass sie offen mit einer Frau zusammenlebt, gleichzeitig aber eine Partei mitführt, die immer wieder durch homophobe Äußerungen auffällt, stört sie nicht. Das gibt es schließlich überall.

Weidel ist die Scharfmacherin der AfD-Elite, ihr Kollege an der Parteispitze, Tino Chrupalla, gilt vielen dagegen als fleißiger Arbeiter. Konflikte zwischen den beiden wurden allerdings nie öffentlich ausgetragen. So auch bei der K-Frage - der entscheidenden Kür des ersten Kanzlerkandidaten oder der ersten Kanzlerkandidatin der AfD. Chrupalla kann sich angesichts des derzeitigen Höhenflugs berechtigte Hoffnungen machen, die Partei 2029 in die sächsische Landtagswahl zu führen.

Ein gutes Ergebnis bei der Bundestagswahl soll dabei helfen. Der Stolz der Partei dürfte bis dahin mit Weidel noch wachsen.