Hisbollah-Chef Sayyed Hassan Nasrallah soll nach einer Attacke Israels in Sicherheit sein. Das berichtet die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Ein Insider aus dem Umfeld der Hisbollah erklärte, Nasrallah sei am Leben. Wie ein Vertreter der iranischen Sicherheitsbehörden mitteilte, wird das aber noch geprüft. Zuvor hatte Israel das Hauptquartier der Hisbollah in Beirut attackiert. Die israelische Armee prüfe nun, ob sich Nasrallah in dem getroffenen Gebäude befunden habe. Das berichtete der Sender Channel 12. Einen offiziellen Kommentar über das Schicksal Nasrallahs gab Israel keinen ab. Außerdem erklärte die israelische Armee, sie habe „Terrorziele der Hisbollah-Terrororganisation im Südlibanon angegriffen“.
Schallenberg besorgt
ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg sieht die Gefahr, dass es im Libanon zu einem „unglaublichen Flächenbrand“ kommen könnte. Es sei eine Illusion zu glauben, „dass man im Nahen Osten mit dem Feuer spielen und das unter Kontrolle halten kann“, sagte Schallenberg am Freitag nach einem Gespräch mit seinem iranischen Amtskollegen Abbas Araghchi bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York zur APA.
„Die Lunte ist enorm kurz geworden“, sagte Schallenberg Freitagnachmittag (Ortszeit) gegenüber der APA. „Wir wissen alle, dass der Iran die Hisbollah unterstützt, dass er die Hamas unterstützt, dass er die Houthis militärisch unterstützt und eigentlich versucht, die ganze Region in Geiselhaft zu nehmen.“
Netanyahu will nicht zurückstecken
Ebendort hatte Israel Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vor der UNO-Vollversammlung betont, die Attacken gegen die Hisbollah-Miliz fortzusetzen. „Wir werden die Hisbollah weiter unter Druck setzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind“, sagte Netanyahu. Die USA und andere Länder fordern eine dreiwöchige Waffenruhe, um eine diplomatische Lösung des Konflikts zu erreichen.
An das libanesische Volk gewandt sagte Netanyahu: „Wir befinden uns nicht im Krieg mit euch. Wir befinden uns im Krieg mit der Hisbollah, die euer Land gekapert hat und droht, unseres zu zerstören.“ Solange die Hisbollah den Weg des Krieges wähle, habe „Israel keine andere Wahl“, sagte Netanyahu. Er fügte hinzu, Israel habe „jedes Recht, diese Bedrohung zu beseitigen und unsere Bürger sicher in ihre Heimat zurückzubringen, und genau das tun wir“.
Die Hisbollah-Miliz beschießt Israel seit Beginn des Gazakrieges vor bald einem Jahr fast täglich. Sie will damit der Hamas im Gazastreifen im Kampf gegen Israel beistehen und eine Waffenruhe im Gazakrieg erreichen. Israel schoss lange jeweils in ähnlichem Umfang zurück. Das Land hat seine Luftangriffe im Libanon jedoch zuletzt massiv verstärkt. Hunderte Menschen wurden getötet.
Die Hisbollah ist eine vom Iran unterstützte Miliz und eine starke politische Kraft im Libanon. Dem Iran drohte Netanyahu unterdessen mit harten Gegenschlägen: „Ich habe eine Botschaft an die Tyrannen in Teheran: Wenn ihr uns angreift, werden wir euch angreifen“. Die internationale Politik der Beschwichtigung gegenüber dem Iran müsse ein Ende haben.
Netanyahu bekräftigte, sein Land angesichts vieler Feinde weiter zu verteidigen. Israel strebe nach Frieden und sehne sich nach Frieden. „Doch wir stehen wilden Feinden gegenüber, die unsere Vernichtung anstreben. Und wir müssen uns gegen diese wilden Mörder verteidigen. Unsere Feinde wollen nicht nur uns zerstören. Sie wollen unsere gemeinsame Zivilisation zerstören und uns alle in ein dunkles Zeitalter der Tyrannei und des Terrors zurückführen.“
Israels Ministerpräsident wird früher als geplant aus New York abreisen. Nach Angaben seines Büros wollte er noch Freitagabend nach Israel zurückkehren. Israelische Medien berichteten, er werde um 20.00 Uhr Ortszeit (02.00 MESZ) abfliegen.
Nach der neuerlichen Attacke Israels wies der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Najib Mikati die Behörden an, „alle betroffenen Einheiten zu mobilisieren“. Dies sei nötig, „insbesondere angesichts der Berichte über eine große Zahl von Opfern“, sagte er. Die erneute Aggression beweise einmal mehr, dass der israelische Feind alle internationalen Bemühungen und Rufe nach einer Waffenruhe missachte, erklärte Mikati weiter.
Die internationale Gemeinschaft müsse ihrer Verantwortung nachkommen und „dieser Tyrannei und dem Vernichtungskrieg“, der gegen den Libanon geführt werde, ein Ende bereiten, forderte er. Mikati hält sich derzeit ebenfalls bei der UNO-Vollversammlung in New York auf.