Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hat sich zu den Schlägen gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon der vergangenen Tage geäußert und mit weiteren Angriffen gedroht. „In den vergangenen Tagen haben wir der Hisbollah eine Reihe von Schlägen zugefügt, die sie sich niemals hätte vorstellen können“, erklärte Netanyahu am Sonntag. „Wenn die Hisbollah die Botschaft nicht verstanden hat, verspreche ich, sie wird die Botschaft verstehen.“

Zuletzt verhärteten sich die Fronten

In den vergangenen Tagen hatte sich der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah mit der Explosion von hunderten Pagern und Walkie-Talkies der libanesischen Miliz sowie der gezielten Tötung hochrangiger Hisbollah-Kommandanten durch die israelische Armee deutlich zugespitzt. Zu der Urheberschaft der Explosionen der Kommunikationsgeräte äußert sich Israel bisher nicht. Die Explosionen, bei denen nach libanesischen Angaben insgesamt 39 Menschen getötet und rund 3.000 weitere verletzt wurden, werden von der Hisbollah sowie von zahlreichen Experten Israel zugeschrieben.

Israel wollte nach Darstellung der Hisbollah-Miliz durch die massenhafte Explosion von Kommunikationsgeräten Tausende Menschen töten. Das Land habe durch die koordinierten Attacken „5.000 Menschen töten“ wollen, sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassim. Zudem habe es Zivilisten angegriffen, auch Kinder.

Kassim sprach bei der Beerdigung des Militärkommandeurs Ibrahim Akil, der bei einem israelischen Luftangriff nahe Beirut getötet wurde. Mindestens 44 weitere Menschen kamen dabei ums Leben, darunter auch drei Kinder und weitere Zivilisten. Die Hisbollah werde Akils Kampf fortsetzen, sagte Kassim. Akil sei Kommandant der Elitetruppe Radwan und Assistent von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gewesen. An der Beerdigung nahmen Hunderte Menschen teil, die meisten in Schwarz gekleidet.

Immer wieder kommt es zu Bombenangriffen
Immer wieder kommt es zu Bombenangriffen © AFP / Rabih Daher

Die Hisbollah unterstützt nach eigener Darstellung mit ihren Angriffen auf Israel die radikalislamische Hamas. Durch deren beispiellosen Angriff auf Israel am 7. Oktober wurde der Gaza-Krieg ausgelöst. Anfang der Woche teilte die israelische Armee mit, dass sie ihre Kriegsziele auf den Konflikt mit der Hisbollah im Libanon ausweite. Die Regierung habe die Kriegsziele aktualisiert und um die „sichere Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser“ erweitert, erklärte Netanyahus Büro.

In seiner nun veröffentlichten Erklärung bekräftigte Netanyahu am Sonntag das Ziel seiner Regierung, die Hisbollah-Angriffe auf den Norden Israels zu stoppen, damit die von dort vertriebenen Menschen zurückkehren können. „Wir sind entschlossen, dies so zu tun, dass die Bewohner im Norden in völliger Sicherheit zu sich nach Hause zurückkehren können“, erklärte er. „Kein Land kann Angriffe auf seine Bürger, Angriffe auf seine Städte hinnehmen. Und wir, der Staat Israel, werden das auch nicht hinnehmen.“

Hisbollah-Miliz laut Israel immer mehr unter Druck

Nach Einschätzung des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant gerät die Hisbollah-Miliz durch die militärische Macht seines Landes zunehmend unter Druck. Die Hisbollah habe begonnen, die Wirkung der militärischen Fähigkeiten der israelischen Streitkräfte zu spüren. „Und sie spürt, dass sie verfolgt wird“, sagte Gallant nach Angaben seines Büros.

Die beiden Konfliktparteien verstärkten am Wochenende ihre gegenseitigen Angriffe. In der Nacht auf Sonntag wurden nach Angaben der israelischen Armee rund 150 Raketen und Drohnengeschosse Richtung Israel abgefeuert, die meisten aus dem Libanon in Richtung Nordisrael. Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte am Sonntag, bei israelischen Angriffen seien in drei Ortschaften im Süden des Landes drei Menschen getötet worden. Die Hisbollah teilte mit, dass einer ihrer Kämpfer getötet worden sei, nannte aber keinen Ort.