"Dutzende" Kampfflugzeuge seien an dem Einsatz gegen Ziele der Hisbollah beteiligt, teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit. "Im Verlauf der vergangenen Stunde haben wir einen umfassenden Angriff im Südlibanon lanciert, nachdem wir Vorbereitungen der Hisbollah für einen Beschuss des israelischen Territoriums erkannt hatten", sagte Hagari.
Bereits zuvor am Samstag hatte die Armee mitgeteilt, tausende Raketenabschussrampen im Süden des Libanon zerstört zu haben. Sie hätten "für den sofortigen Abschuss in Richtung des israelischen Territoriums" bereitgestanden. Es seien 180 Ziele der Hisbollah-Miliz angegriffen worden. Die israelischen Streitkräfte teilten zudem mit, dass die Hisbollah-Miliz am Samstag bis zum späten Nachmittag etwa 90 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgeschossen habe.
Ranghohe Kommandanten getötet
Erst am Freitag hatte Israel einen ranghohen Kommandanten der pro-iranischen Miliz im nördlichen Nachbarland getötet. Dem Angriff auf einen südlichen Vorort von Beirut fielen neben Ibrahim Aqil mindestens 15 weitere Hisbollah-Kämpfer zum Opfer. Wie die Hisbollah mitteilte, wurde auch der zu Aqils Eliteeinheit Radwan gehörende Kommandant Ahmed Wahbi getötet. Wahbi leitete demnach die militärischen Operationen der Radwan-Einheit zur Unterstützung der radikalislamischen Hamas zwischen dem 7. Oktober und dem Jahresbeginn. Das libanesische Gesundheitsministerium sprach am Samstag von 37 Toten bei dem Angriff, darunter drei Kinder und sieben Frauen.
Nach Angaben des israelischen Armeesprechers Daniel Hagari richtete sich der Angriff gegen Kommandanten, "die an der Planung von Operationen mit Panzerabwehrraketen, Raketenbeschuss und dem geplanten Einmarsch in israelisches Gebiet beteiligt waren". Demnach planten Aqil und die weiteren bei dem Angriff getöteten Hisbollah-Kommandanten einen Angriff auf den Norden Israels, bei dem sie wie die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober "israelische Gemeinden infiltrieren und unschuldige Zivilisten ermorden wollten".
Besorgnis über Eskalation
Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, äußerte Besorgnis über eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah und Zufriedenheit mit der Tötung von deren Befehlshaber Ibrahim Aqil. Sullivan verwies am Samstag vor Journalisten darauf, dass die USA Akil für den Tod von 300 Menschen in der US-Botschaft und einer US-Kaserne in Beirut bei zwei Bombenanschlägen im Jahr 1983 verantwortlich machen. "Immer wenn ein Terrorist, der Amerikaner ermordet hat, zur Verantwortung gezogen wird, ist das aus unserer Sicht ein gutes Ergebnis." Die Gefahr einer Eskalation sei jedoch real und akut.
Nach der Tötung von Aqil versicherte die israelische Armee am Freitag, dass sie keine Ausweitung des Konflikts im Libanon anstrebe. "Wir zielen nicht auf eine breite Eskalation in der Region ab", sagte Armeesprecher Hagari vor Journalisten. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant schrieb unterdessen im Onlinedienst X, die "Feinde" Israels hätten keinen "Zufluchtsort" mehr.
Am Dienstag und Mittwoch waren im Libanon bereits hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah-Miliz gleichzeitig explodiert. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen, die Israel zugeschrieben werden, wurden nach aktuellen Angaben 39 Menschen getötet und rund 3.000 weitere verletzt.
Die mit der Hisbollah verbündete Hamas hatte am 7. Oktober vergangenen Jahres den Süden Israels überfallen und damit den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Bei dem beispiellosen Hamas-Großangriff wurden nach israelischen Angaben mindestens 1.205 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden im Zuge der israelischen Offensive als Reaktion auf den Angriff bisher mehr als 41.300 Menschen getötet.
Seit dem 8. Oktober steht Israels Norden zudem unter Dauerbeschuss seitens der Hisbollah. Israel reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon. Mehrere zehntausend Menschen auf beiden Seiten der Grenze wurden seitdem zu Binnenflüchtlingen.