Donald Trump gab sich bereits kurz nach der Verhaftung des mutmaßlichen Täters demonstrativ unbeeindruckt. Auf seiner Online-Plattform Truth Social dankte der republikanische Präsidentschaftskandidat dem Secret Service und den lokalen Behörden für die gute Arbeit, die sie bei der Verhinderung des Attentats im West Palm Beach Golf Club geleistet hatten.
Dort hatte Ryan Wesley Routh, ein 58-jähriger Dachdecker, am Sonntagnachmittag (Ortszeit) ein halbautomatisches Gewehr auf Trump angelegt. Ein Personenschützer hatte den Gewehrlauf jedoch rechtzeitig hinter einem Gebüsch erspäht und geschossen. Routh, der 130 Meter von Trump entfernt war, flüchtete in einem schwarzen Nissan. Er ließ die Waffe, eine Kamera, eine Schutzweste und einen Rucksack zurück. Ob er selber auch geschossen hat, ist unklar, Medienberichten zufolge dürfte dies aber wohl eher nicht der Fall gewesen sein. Kurz darauf wurde er auf einem Highway nach Norden festgenommen.
Der Vorfall in West Palm war bereits der zweite Attentatsversuch auf Trump innerhalb von drei Monaten. Und wie nach dem Anschlagsversuch in Butler im Juli, dreht sich nun auch diesmal alles um die Hintergründe des Täters und mögliche Motive – zumal diese im Fall von Routh eine besondere Brisanz haben könnten.
Bereit für die Ukraine zu sterben
Denn Routh hat sich seit dem russischen Überfall als glühender Unterstützer der Ukraine inszeniert, der bereit ist, fast alles zu tun, um dem angegriffenen Land zu helfen. So hatte der 58-Jährige, der 2016 offenbar noch Trump gewählt hatte, sich dann aber aus Enttäuschung über die Ukraine-Politik des Republikaners abwandte, nicht nur einen „GoFoundMe“-Account für Spenden eingerichtet. In seinen Social-Media-Kanälen postete Routh auch, dass er in die Ukraine fliegen wolle und bereit sei für die Verteidigung des Landes zu sterben. Laut der „New York Times“ hatte der Mann, der über keine militärische Erfahrung verfügt, auch versucht, afghanische Kämpfer für den Kampf gegen Russland zu rekrutieren und ihnen falsche Pässe zu besorgen. Der Ukraine zufolge hat Routh, der eher ein einsamer Wolf mit teils wirren Gedanken gewesen sein dürfte, aber nie irgendeine Form von offizieller Funktion innegehabt.
Die Ukraine ist einer der Streitpunkte zwischen Demokraten und Republikanern. Während Präsident Joe Biden die Ukraine mit Milliarden von Dollar unterstützt — mit Hilfe der außenpolitischen Falken der Republikaner — will Trump die Militärhilfe massiv zurückfahren. In Kiew wird zudem befürchtet, dass der 78-Jährige die Ukraine zu einem Diktatfrieden mit Russland drängen will.