Die Ukraine hat in der Nacht auf Dienstag Russland nach russischen Angaben mit mehr als 140 Drohnen angegriffen. In Moskau seien mindestens zwei Hochhäuser im Stadtteil Ramenskoje beschädigt worden, in mehreren Wohnungen seien Brände ausgebrochen, teilte der Moskauer Gouverneur Andrej Worobjow im Kurznachrichtendienst Telegram mit. Eine 46-jährige Frau sei getötet und drei Menschen verletzt worden. 43 Bewohner des Stadtviertels seien in Notunterkünfte gebracht worden.

Der Flugverkehr an den Moskauer Flughäfen Domodedowo, Schukowski und Wnukowo wurde über Stunden ausgesetzt. Damit sollte die Sicherheit nach Drohnenangriffen gewährleistet werden, teilte die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija im Kurznachrichtendienst Telegram mit. Demnach lief der Betrieb nur am größten Hauptstadt-Flughafen Scheremetjewo ungehindert weiter.

An den anderen drei Airports gab es den Angaben zufolge über sechs Stunden lang bis in die Früh keine Starts und Landungen. Die Zahl der Flugausfälle war zunächst unklar. Gegen 8.00 Uhr (7.00 Uhr MESZ) gab es Entwarnung.

Wrackteile stürzten auf eine „Energieanlage“

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin teilte über Telegram mit, in der Umgebung der Hauptstadt seien mindestens 15 Drohnen abgeschossen worden. Einsatzkräfte seien an mehreren Orten der Region und in der Nähe des Flughafens Schukowski sowie in den Bezirk Domodedowo entsandt worden.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums seien in der Nacht 144 ukrainische Drohnen über neun russischen Regionen abgeschossen worden. Mehr als 70 davon seien über der an die Ukraine grenzenden Region Brjansk abgewehrt worden, 20 über der Region Moskau und weitere über der Grenzregion Kursk, der zentralen Region Tula und anderen Teilen Russlands.

Die russischen Sicherheitsdiensten nahestehende Telegram-Kanäle Shot und Basa veröffentlichten Videos, auf denen ein brennendes mehrstöckiges Wohnhaus zu sehen ist. Demnach wurden fünf Wohnungen zerstört. In der Region Tula, die im Norden an das Moskauer Gebiet angrenzt, sei ein Drohnenwrack auf eine „Energieanlage“ gestürzt, berichtete RIA unter Berufung auf Behörden. „Technologische Prozesse“ seien aber nicht unterbrochen worden.

Brand bei russischer Ölpipeline

In der Region Brjansk, die an die Ukraine grenzt, und der Region Lipezk im Süden Russlands wurden zunächst keine Schäden oder Opfer gemeldet. In der Region Tula stürzten offiziellen Angaben zufolge Wrackteile einer abgeschossenen Drohne auf ein Treibstoff- und Energiewerk. „Es gab keine Verletzten“, zitierte die Nachrichtenagentur TASS die Behörden in Tula. Der technologische Prozess und die Versorgung der Verbraucher mit Ressourcen seien nicht unterbrochen. Die Situation sei unter Kontrolle.

Bei einem Brand an einer Ölpipeline in der russischen Region Orenburg sind indes nach einem Bericht der TASS zwei Menschen gestorben. Eine Untersuchung zur Brandursache sei eingeleitet worden. Offen bleibt zunächst, wann das Feuer ausbrach. Unbestätigte Meldungen über den Vorfall gab es bereits am Montag auf einigen russischen Telegram-Kanälen.

Ukraine wehrte Drohnenangriff auf Kiew ab

Umgekehrt wehrten ukrainische Luftabwehreinheiten einen russischen Drohnenangriff unter anderem auf Kiew ab, wie die Militärverwaltung der Hauptstadt mitteilte. Insgesamt seien bei russischen Drohnen- und Raketenangriffen auf das Land Behördenangaben zufolge mindestens drei Menschen verletzt worden. Gebäude seien beschädigt und Brände ausgelöst worden, teilten örtliche Behörden am Dienstag mit.

Die Luftabwehr habe bei dem nächtlichen Angriff 38 von 46 russischen Drohnen über 13 Regionen abgeschossen, meldete die Luftwaffe auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Russland habe bei seinem Angriff auch zwei Raketen eingesetzt. Bei den Angriffen seien auch Energieanlagen in acht ukrainischen Regionen attackiert worden, teilt das Energieministerium in Kiew mit. Dies habe Störungen an Hochspannungsleitungen und Umspannwerken verursacht.

Der Sekretär des russischen Nationalen Sicherheitsrates, Sergei Schoigu, betonte am Dienstag, dass Russland seit August 1000 Quadratmeter im Donbas erobert habe. Der Vormarsch der Ukraine Richtung Russland habe sein Ziel verfehlt. Kiew hatte die am 6. August begonnene Offensive damit begründet, den Druck auf Russland auch für Verhandlungen über einen gerechten Frieden erhöhen zu wollen. Russland wird keine Verhandlungen mit der Ukraine führen, bis sich seine Streitkräfte aus russischen Gebieten zurückgezogen haben, betonte Ex-Verteidigungsminister Schoigu laut Nachrichtenagentur TASS.