„Es ist September und es riecht schon nach Weihnachten. Und darum werde ich dieses Jahr, als Dank und Hommage an Sie, Weihnachten auf den 1. Oktober vorverlegen.“ Was nach mäßig gelungener Satire klingt, ist Realität. Inmitten einer politischen Krise verkündete Venezuelas autokratisch regierender Präsident, Nicolás Maduro, den neuen Termin in einer Fernsehansprache: „Das Weihnachtsfest kommt mit Frieden, Freude und Sicherheit.“

In der Ansprache thematisierte Maduro auch den massiven Stromausfall von letztem Freitag. 80 Prozent des Landes waren betroffen. Die Behörden sprechen von Sabotageakten und beschuldigen die Opposition – ohne Beweise. Als wahrscheinlichere Ursache für das Blackout sehen Beobachter die jahrelange Vernachlässigung des Stromnetzes.

Chávez-Erscheinung in Tunnel

Maduro ließ schon 2013 mit einer ähnlichen Ankündigung aufhorchen. „Im Sinne des Glücks“ ließ er Weihnachten auf Anfang November vorverlegen. Noch skurriler: Maduro behauptete damals auch, dass Arbeitern in dem Tunnel Hugo Chávez, der nur Monate zuvor verstorbene langjährige Präsident des Landes, erschienen sei. „Chavez ist überall“, sagte Maduro damals.

Während der Corona-Pandemie 2020 zog er Weihnachten auf den 15. Oktober vor, im Jahr darauf auf den 4. Oktober.

Geschmückter Palast

Damals veröffentlichte Maduro ein Video des mit Christbäumen und Weihnachtsdekoration geschmückten Präsidentenpalasts Miraflores. Traditionell verteilt die sozialistische Regierung in der Weihnachtszeit Lebensmittelpakete beispielsweise mit Schweinshaxe in den Armenvierteln des Landes.

Betrugsvorwürfe

Nach einer von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl am 28. Juli hatte die linientreue Wahlbehörde den seit 2013 regierenden Maduro zum Sieger erklärt. Die Opposition wirft der Regierung in Caracas Wahlbetrug vor und reklamiert den Sieg für ihren Kandidaten Edmundo González Urrutia. Am Montag erließ ein Gericht auf Antrag der regierungstreuen Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen den Ex-Diplomaten, als Begründung diente der Stromausfall.

Internationale Zweifel am Ergebnis

Die USA und mehrere lateinamerikanische Länder haben den Wahlsieg von González bereits anerkannt. Auch die Europäische Union und die Organisation Amerikanischer Staaten zweifeln das offizielle Wahlergebnis an. In Venezuela und auch im Ausland gingen in den vergangenen Wochen immer wieder zahlreiche Regierungsgegner auf die Straße, um gegen das aus ihrer Sicht manipulierte Wahlergebnis zu protestieren.