Laut Zählung der Opposition ist eigentlich er der gewählte Präsident von Venezuela. Der ehemalige Diplomat Edmundo González Urrutia ist bei der Wahl Ende Juli für das Oppositionsbündnis gegen den autoritären Amtsinhaber Nicolás Maduro angetreten. Umfragen sagten der Opposition einen klaren Sieg voraus. Am Wahlabend kürten die regierungsnahen Wahlbehörden dann aber Maduro zum Gewinner. Teilergebnisse der Wahl wurden trotz massiver Kritik an der mangelnden Transparenz der Behörden nie veröffentlicht. Proteste der Zivilbevölkerung wurden gewaltsam niedergeschlagen.
Weil Edmundo González und die Opposition das offizielle Ergebnis nicht anerkannt haben und González Vorladungen zum Verhör nicht nachgekommen ist, erließ die Staatsanwaltschaft jetzt einen Haftbefehl gegen ihn. Dem 75-Jährigen werden unter anderem Amtsanmaßung, Urkundenfälschung und Verbindungen zu Geldgebern des „Terrorismus“ zur Last gelegt. Ob González wirklich eingesperrt wird, ist nicht klar. Er ist kurz nach der Wahl abgetaucht.
„Indem sie den gewählten Präsidenten bedrohen, bringen sie uns nur näher zusammen und stärken die Unterstützung der Venezolaner und der Welt für Edmundo González. Wir schreiten voran“, schreibt González‘ Mitstreiterin María Corina Machado auf X. Sie wollte selbst gegen Maduro antreten, wurde aber von den Behörden nicht zur Wahl zugelassen.
Das Wahlergebnis ist nicht nur in Venezuela, sondern auch international höchst umstritten. Die USA und Argentinien erkennen Edmundo González als Wahlgewinner an. Die Europäische Union bezeichnet den Sieg von Maduro als illegitim. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass González jemals Präsident des Landes wird. Schon Maduros Wahlsieg 2018 war höchst umstritten. Der Staatspräsident saß den internationalen Druck einfach aus und blieb an der Macht.