Das viel beschworene politische Erdbeben hat die Landschaft nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen erschüttert. In den beiden ostdeutschen Bundesländern erreichte die AfD jeweils über 30 Prozent der Wählerstimmen. Mit 32,8 Prozent reicht es in Thüringen sogar für Platz 1. Die Reaktionen auf den Wahlerfolg der rechts-nationalistischen Partei, die in Thüringen unter ihrem Partei-Chef Björn Höcke vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, bewegen sich zwischen Freudentaumel, Verständnis und Entsetzen. Das zeigt auch ein Blick ins Forum der Kleinen Zeitung.

Wenig überraschender Ausgang der Wahl

User Stemocell ist der Meinung: „Einfach immer nur mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und gebetsmühlenartig darauf zu verweisen, dass die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, wird halt auf Dauer nix helfen und hat auch offensichtlich am Wählerwillen nichts geändert. Hier geht es nicht nur um Zuwanderung. Die Menschen im Osten Deutschlands wurden und werden bereits lange hinten angestellt oder zumindest fühlen sie sich so.“

Ähnlich ist die Einschätzung von eleasar: „Ich frage mich: Wie lange kann man einen großen Teil der Bevölkerung ausgrenzen, schubladisieren, für unzurechnungsfähig erklären, anstatt zuzuhören, das Gespräch zu suchen und die Sorgen ernst zu nehmen? Wenn 30 % und erster Platz nicht reichen, müssen es 40 %, 50 % oder mehr sein? Wird man dann beginnen, die WählerInnen ernst zu nehmen?“

Viele Userinnen und User ordnen den Wahlausgang als Abstrafung für die Ampel-Koalition in Berlin ein, so auch Madmote: „Tja, viele haben die Schnauze voll von der bisherigen Politik, so sieht nun mal aus!“ Dem stimmt auch logon1 zu: „Die Wahlergebnisse sind eine klare Abstimmung gegen die Berliner Koalition. Die AfD mit ihren 30 % hat so viel Zustimmung wie die Koalition zusammen. Olafs fußlahme Truppe ist erledigt.“ Und für Tschivi ist klar: „Ein Debakel für die Ampel und das wird nicht das letzte gewesen sein.“

Peter Lüdin ist der Meinung: „Die AfD als mächtige Oppositionspartei hat ihre Daseinsberechtigung und wirkt Wunder. Wie spritzig und schnell die anderen Parteien plötzlich migrationstechnisch laufen können. Und dazu noch in Richtungen, die ihnen vorher fremd waren. Erstaunlich.“ Eine Ansicht zur Wahl äußert Schafam so: „Kurze Zusammenfassung: Die Kriegstreiber und Hetzer wurden vom Wähler abgestraft“ Eagle67 ergänzt: „Das Wahlvolk ist eben das Korrektiv in einer Demokratie, und nun hat es ein wenig korrigiert! (...)“

Unverständnis für das Wahlergebnis

Entsetzt über den Wahlausgang in Thüringen und Sachsen ist ichsags: „Wie kann man nur rechts wählen...??!! Unfassbar!!!!“ und Johannisbeere ist der Auffassung: „Es ist erschreckend, wie viele hier in diesem Forum es NICHT furchtbar finden, dass so viele Menschen die AfD gewählt haben. So unzufrieden kann ich mit all den anderen Parteien und ihrer Politik gar nicht sein, dass ich als rational denkender Mensch eine Neonazi-Partei wähle, die das Vergasen der Juden ‚geil‘ findet und sich einen neuen Völkermord an Muslimen wünscht! Damit ist man kein ‚Protestwähler‘, sondern Kollaborateur! Das ist doch kein Spiel!? Und wie viele meiner Mitmenschen verteidigen dies hier, gratulieren zum Wahlerfolg, freuen sich!? Was ist denn mit euch/Ihnen los? Und bitte nicht kommen mit der Erklärung, wie unfair es doch ist, wie viel Geld eine Asylwerber-Familie bekommt etc. Denn auch, wenn ich dies total unpassend finde (und vieles andere auch), wähle ich doch deswegen keine Rechtsradikalen!“

Hortig78rpm ist der Meinung: „Da kommt man hin, wenn ein Staat mit einer linken Regierung geführt wird. Leider gab man der AfD die Stimmen, statt der CDU. Dass 80 Jahre nach Kriegsende die Braunen wieder in sind, ist traurig, und nicht nur bei uns.“ Frohsinning analysiert: „Angela Merkels ‚Wir schaffen das‘ zeigt seine Früchte.“

dermannderfraudesmalers blickt zurück in die deutsche Geschichte: „Genau heute vor 85 Jahren hat der WWII mit dem deutschen Überfall auf Polen begonnen. Und heute wurde die AfD mit mehr als 30 % in 2 Landtage gewählt - ein grauenhaft schlechter Treppenwitz der Geschichte. Vor genau 35 Jahren (1989) haben sie dort die Diktatur aus dem Land gejagt und die Mauer niedergerissen. Heute wählen sie eine Partei, die die Pressefreiheit attackiert, Meinungen unterdrückt, den Rechtsstaat untergräbt, deren Hetze zu Gewalt führt und wieder neue ideologische Mauern errichtet, zwischen Menschen, Rassen und sozialen Schichten.(...)“

Neben Jubel, Verständnis und Bestürzung zum Wahlergebnis, treibt viele User aber auch die Frage um, wie es nun in den Bundesländern politisch weitergehen soll. HypoPotamus ist der Auffassung: „Sofort muss die CDU mit der AfD in Koalition. Warum ist klar: entweder die AFD beruhigt sich dann und arbeitet - dann ist es gut für das Land. Oder die AfD führt sich auf, kein Problem, Neuwahlen und die AfD ist als unfähig entlarvt. Dann ist der Wähler dran. Aber jetzt die AfD auszuschließen bringt nur noch mehr Wähler in deren Lager. (...).“

Zuwumblgrawumpf vertritt die Meinung: „Nun, wenn alle halten, was sie vor der Wahl versprochen haben, dann wird die vom Landesverfassungsschutz Thüringen als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD nicht regieren. Und auch in Sachsen wird die Brandmauer hoffentlich halten. Der wahre Irrsinn am Osten Deutschlands ist, das haben Nachwahlbefragungen und Wählerstromanalysen gezeigt, dass der autoritäre Haufen AfD nicht aus Protest, sondern aus Überzeugung gewählt wurde. Und dass die Alternative gegen Deutschland ihre meisten Stimmen an die Wagenknecht verloren hat. (...)“

Wie es weitergehen soll, fragt sich auch fans61: „Was nützen 30 %, wenn keiner mit der AfD koalieren will? Gar nichts!“ Und lamagra ergänzt: „Na ja, es will keiner mit der AfD, es will aber auch keiner der linken Parteien mit der Wagenknecht!!!
Jetzt wird es aber schwer, denn ohne Wagenknecht, kommt die CDU nirgendwo, mit allen anderen Parteien, auf einen grünen Nenner! Ausgenommen, sie nehmen auch noch alle Kleinparteien mit! Also eine x-fach-Koalition!“

Und Hildegard11 fragt sich: „Wovor hat man eigentlich Angst, wenn AfD mitregiert? Eine Koalition heißt nicht Alleinherrschaft und .. .ist die dt. Verfassung so schwach, dass eine Partei ... regional .... etwas anrichten kann??? Mitregieren wäre Mitverantwortung und gleich der Realitätscheck ... so what??“ pescador ergänzt: „Anscheinend müssen die Rechten wirklich einmal beweisen, dass sie es nicht können.“