Die ukrainischen Streitkräfte haben nach russischen Angaben in einem groß angelegten Drohnenangriff eine Ölraffinerie in Moskau sowie Kraftwerke angegriffen. Betroffen seien vor allem die die Hauptstadt umgebende gleichnamige Oblast Moskau sowie das benachbarte Twer, erklärten die Behörden am Sonntag. In der Ölraffinerie brach Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin zufolge ein Feuer aus, das aber eingedämmt werden konnte.

Die Flugabwehr hat laut Verteidigungsministerium 158 ukrainische Drohnen abgefangen. Die Ukraine äußerte sich wie meist nicht dazu. Ihr Militär hat wiederholt die Energieversorgung und Ölraffinerien in Russland ins Visier genommen. Zudem fiel es am 6. August in die russische Oblast Kursk ein, die an die Ukraine grenzt. Die russischen Streitkräfte ihrerseits rücken seit Monaten langsam, aber stetig vor allem im ostukrainischen Donezk vor.

Energieversorgung im Visier

Nach bisherigen Angaben wurde bei dem ukrainischen Drohnenangriff niemand verletzt. Russland gibt das ganze Ausmaß der Schäden selten bekannt. Unabhängig überprüfen lassen sich Angaben zum Kampfgeschehen nicht. Sobjanin schrieb auf Telegram, mindestens neun Drohnen seien in Moskau und Umgebung abgefangen worden. Mehrere Drohnen hätten auf die Raffinerie gezielt, in einem „separaten Technikraum“ sei Feuer ausgebrochen. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf Rettungsdienste, der Brand sei eingedämmt worden. Die Raffinerie ist im Besitz von Gazprom Neft, der Ölsparte des russischen Gasgiganten Gazprom. Sie befindet sich im Südosten Moskaus. Gazprom Neft lehnte eine Stellungnahme ab.

Die ukrainischen Streitkräfte hätten auch versucht, das Kraftwerk Kaschira in der Oblast Moskau mit drei Drohnen anzugreifen, teilte Michail Schuwalow, der Verwaltungschef des Bezirks Kaschira, mit. Es gebe weder Brände noch Opfer. „Die Stromversorgung läuft ohne Probleme.“ Die Stadt Kaschira liegt gut hundert Kilometer südlich von Moskau.

In der Oblast Twer, die nordwestlich der Hauptstadt liegt, waren in der Nähe des Kraftwerkes Konakowo laute Explosionen zu hören. Davon berichtete der dem russischen Geheimdienst nahestehende Kanal Basa Telegram. Der Gouverneur von Twer, Igor Rudenja, sagte, in der Stadt Konakowo habe es einen Brand gegeben. Was Feuer gefangen hat, ließ er offen. Er fügte hinzu, dass die Strom- und Gasversorgung nicht unterbrochen sei. Das Kraftwerk ist einer der größten Stromerzeuger in der größeren Region Zentralrussland, zu der unter anderem Moskau, Twer sowie die an die Ukraine grenzenden Oblaste Brjansk, Kursk, Belgorod und Woronesch gehören.

Selenskyj möchte Ziele in Russland mit westlichen Waffen angreifen

Auch die dortigen Gouverneure berichteten von zerstörten ukrainischen Drohnen. Über Lipezk, Rjasan und Tula wurden laut Behörden ebenfalls Drohnen abgefangen. Die Oblaste gehören ebenfalls zu Zentralrussland. Dem Verteidigungsministerium zufolge wurden 46 Drohnen über Kursk abgefangen, 34 über Brjansk, 28 über Woronesch und 14 über Belgorod.

Die Regierung in Kiew drängt die USA, ihr zu erlauben, mit den von den Verbündeten an die Ukraine gelieferten Waffen auch Ziele tief im Inneren Russlands anzugreifen. Zugleich hat die Ukraine die Herstellung von Drohnen im Inland vorangetrieben und forciert ihre Angriffe auf Russland. Vor allem die Energie-, die Militär- und die Transportinfrastruktur sind das Ziel – sie sind für die russischen Kriegsanstrengungen von entscheidender Bedeutung. Die ukrainische Regierung möchte nun auch stärkere, aus dem Westen stammende Waffen einsetzen, um damit größere Schäden zu verursachen. Sie will damit offenbar Druck von der Hauptfront im Osten nehmen.

Harte Kämpfe bei Pokrowsk in Donezk

Dort ist die Lage nach Einschätzung des ukrainischen Oberbefehlshabers der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, schwierig. Er habe sich in dieser Woche nahe der Stadt Pokrowsk aufgehalten. Die Kämpfe dort seien „außerordentlich hart“. Den genauen Standort der russischen Offensive nannte er nicht, doch hatten er und Präsident Wolodymyr Selenskyj unlängst erklärt, die russischen Streitkräfte hätten Pokrowsk in der Oblast Donezk ins Visier genommen.

Russland selbst meldete erneut Gebietsgewinne in Donezk. Die beiden Ortschaften Ptytsche und Wjimka seien eingenommen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Ptytsche liegt 20 Kilometer südöstlich von Pokrowsk, einem für die ukrainische Armee wichtigen Logistikzentrum. Zudem beschossen die russischen Truppen nach ukrainischen Angaben in der Oblast Sumy einen Getreidekonvoi. Ein Lkw-Fahrer sei getötet worden. Sumy liegt im Nordosten der Ukraine und grenzt an die russischen Oblast Kursk.