Die ukrainische Luftwaffe bekommt nach dem Verlust eines Kampfjets vom Typ F-16 eine neue Führung. Präsident Wolodymyr Selenskyj entließ den bisherigen Luftwaffenkommandanten Mykola Oleschtschuk. Zwar wurde offiziell kein Grund genannt, allerdings lag der Zusammenhang mit dem Verlust der US-Maschine nahe. Der laut Medien in den USA an der F-16 ausgebildete ukrainische Pilot starb. Kommissarisch wurde Anatolij Krywonoschko zum Kommandeur bestimmt, wie der Generalstab mitteilte.

„Ich würde wahrscheinlich sagen, dass dies eine Rotation ist, aber es ist bedauerlich“, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow in einem Interview mit dem Sender CNN auf die Frage, ob die Entlassung mit dem Verlust des Kampfjets zu tun habe. Es handle sich dabei um zwei „unterschiedliche Angelegenheiten“. Umjerow betonte, dass die Untersuchung zur Ursache noch laufe. „Ich möchte keine Vermutungen anstellen.“

„Ich habe mich entschlossen, den Kommandanten der Luftwaffe der Ukraine zu entlassen“, sagte Selenskyj am Freitag in seiner abendlichen Videoansprache. Er danke allen Angehörigen der Luftwaffe, die wirklich Resultate für die Ukraine erzielten. „Das gilt auch für die Kommandoebene. Wir müssen stärker werden. Und unsere Leute bewahren.“

Flugabwehr der Ukraine soll gestärkt werden

Erst am Donnerstag hatte der Generalstab bestätigt, dass eine der wenigen Maschinen F-16 im Einsatz gegen einen massiven russischen Luftangriff am Montag verloren gegangen sei. Die Rede war von einem Absturz. Allerdings schlossen ukrainische Abgeordnete und Aktivisten einen versehentlichen Abschuss durch die eigene Flugabwehr nicht aus.

Kurz vor seiner Entlassung kritisierte Oleschtschuk noch die Verteidigungspolitikerin Marjana Besuhla, die die offizielle Version des Absturzes in Zweifel zog. Sie hatte im sozialen Netzwerk X geschrieben, die Maschine sei wegen fehlender Koordination von einem ukrainischen Patriot-Flugabwehrsystem getroffen worden. Sie leiste russischer Propaganda Vorschub, schrieb Oleschtschuk und drohte, sie vor Gericht zu bringen. Der Verlust der Maschine werde aufgeklärt, auch in Zusammenarbeit mit dem Herstellerland USA.

Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak und Verteidigungsminister Umjerow führten in Washington Gespräche mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Austin sagte nach dem Treffen, dass die Flugabwehr der Ukraine gestärkt werden solle. Dafür wollten sich die Vereinigten Staaten beim nächsten Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein kommende Woche starkmachen.

Ukraine will Ziele in Russland mit US-Waffen angreifen

Der Fernsehsender CNN hatte im Voraus berichtet, die ukrainische Seite wolle der US-Regierung auch eine Liste von potenziellen Zielen in Russland vorlegen. Mit Treffern auf russische Befehlsstellen, Flugplätze, Munitionslager und Kasernen könnte die Ukraine viele Attacken schon im Ansatz abwehren. Bisher beschränken die USA den Einsatz ihrer Waffen gegen Russland auf die Abwehr der russischen Offensive gegen Charkiw.

Und die EU-Staaten haben sich ein neues Ziel für die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte gesetzt. Nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sollen bis Jahresende weitere 15.000 Soldaten in der Europäischen Union trainiert werden. Zusammen mit den bereits ausgebildeten Soldaten werde man dann auf eine Gesamtzahl von 75.000 kommen, sagte der Spanier nach einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel.

Weiter keine einheitliche Position gibt es nach Angaben von Borrell zur Frage, ob ukrainische Soldaten künftig auch in der Ukraine selbst ausgebildet werden sollten. Mehrere EU-Staaten hatten sich zuvor offen dafür gezeigt. „Wir müssen militärische und politische Überlegungen berücksichtigen, aber wir schließen diese Möglichkeit nicht aus“, sagte der schwedische Verteidigungsminister Pål Jonson. Ein Training in der Ukraine ist eine Sicherheitsfrage für die Ausbildner aus EU-Staaten. Einige Staaten wiederum wie Polen halten eine Ausbildung auf ihrem Gebiet für zu aufwendig.