Der in Frankreich festgenommene Gründer und Chef des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, kommt vorerst nicht frei. Der gebürtige Russe bleibe im Rahmen der Untersuchungen zu den Vorwürfen der Cyberkriminalität noch bis zu 48 Stunden in Polizeigewahrsam, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Die russische Regierung erklärte, die Anschuldigungen gegen Durow seien in der Tat sehr schwerwiegend.

„Beziehungen am Tiefpunkt“

"Sie bedürfen einer nicht minder seriösen Beweisgrundlage", erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow. "Sonst stellen sie einen direkten Versuch dar, die Kommunikationsfreiheit einzuschränken." Außenminister Sergej Lawrow sagte, die Beziehungen zwischen Russland und Frankreich hätten einen Tiefpunkt erricht.

Peskow sagte weiter, Durows Inhaftierung könne auch als Einschüchterungsversuch des Managers gewertet werden und lasse Zweifel an der Behauptung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron aufkommen, dass es kein politisches Motiv gebe. Russland werde Durow angesichts seiner russischen Staatsbürgerschaft jede notwendige Unterstützung gewähren. Allerdings erschwere dessen französische Staatsbürgerschaft die Situation.

Milliardär lebt in Dubai

Durow ist zudem Staatsbürger der Vereinigten Arabischen Emirate. Der 39-jährige Milliardär lebt in Dubai. Telegram konkurriert mit anderen Online-Netzwerken wie WhatsApp, Instagram, WeChat und TikTok. Telegram wurde in Russland mehrfach mit einer Geldstrafe belegt, weil es versäumt hatte, nach Darstellung der Behörden illegale Inhalte zu löschen.

Ein hochrangiger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte, Washington stecke hinter der Verhaftung des Chefs des Messengerdienstes, der eine Schlüsselrolle bei der Kommunikation des Krieges in der Ukraine spielt.

Wjatscheslaw Wolodin, der Vorsitzende der russischen Staatsduma, sagte, die Festnahme sei erfolgt, ohne Beweise vorzulegen und vielmehr ein Versuch der USA und Frankreichs, die Kontrolle über Telegram zu erhalten. "Telegram ist eine der wenigen und zugleich größten Internetplattformen, auf die die USA keinen Einfluss haben", sagte Wolodin. "Am Vorabend der US-Präsidentschaftswahl ist es für (Präsident Joe) Biden wichtig, Telegram unter Kontrolle zu bringen."

Das Weiße Haus hat die Verhaftung Durows nicht kommentiert. Der französische Präsident Macron sagte, die Festnahme sei "in keiner Weise eine politische Entscheidung" gewesen. Diese geht der französischen Staatsanwaltschaft zufolge auf Ermittlungen im Zusammenhang unter anderem mit der mutmaßlichen Verbreitung von Kinderpornografie über den Internet-Dienst zurück. Zudem wird dem Verdacht auf illegale Transaktionen und Betrug in der App nachgegangen sowie der Weigerung, Informationen an Behörden weiterzugeben.