Russische Sicherheitskräfte haben eine Geiselnahme in einem Gefängnis durch Islamisten beendet. Die vier Geiselnehmer seien durch Scharfschützen getötet und die als Geiseln gehaltenen Wärter befreit worden, so die Nationalgarde am Freitag zu dem Vorfall in der Stadt Surowikino (Gebiet Wolgograd). Nach Angaben der Gefängnisbehörde kamen zudem drei Geiseln ums Leben. Laut kremlnahen Telegramkanäle hatten die Geiselnehmer wohl Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Vier Personen, drei Wärter und ein Gefangener sind demnach zudem von den Geiselnehmern verletzt worden, konnten aber fliehen. „Zwei Verletzte sind in kritischem Zustand“, teilte der Chef der regionalen Gesundheitsbehörde, Anatoli Sebeljew, mit. Die Männer hätten Stich- und Schnittwunden in der Auseinandersetzung mit den Geiselnehmern davongetragen. Der Vorfall ereignete sich bei einer Sitzung der Disziplinarkommission des Hochsicherheitsgefängnisses.

Auf einem Video im Internet waren mindestens zwei Angreifer zu sehen, von dennen einer sagte, sie seien Kämpfer der Extremisten-Organisation Islamischer Staat (IS/ISIS). Sie hätten die Kontrolle über das Lager übernommen.

1200 Insassen

Das Video zeigt uniformierte Angehörige des Wachpersonals, die in Blutlachen liegen. Einem von ihnen wurde offenbar die Kehle durchschnitten. Ein weiterer sitzt aufrecht an einer Tür, ein Mann hält ihm ein Messer ans Genick. In einem weiteren in sozialen Netzwerken gezeigten Video ist ein Gefängnismitarbeiter mit blutverschmiertem Gesicht und auf dem Rücken gefesselten Händen zu sehen.

Präsident Wladimir Putin hatte im Staatsfernsehen erklärt, er werde laufend von der Gefängnisleitung informiert. Innenministerium und die Führung des Inlandsgeheimdienstes FSB sollten Vorschläge machen. Das Lager bezeichnet sich auf seiner Internetseite als „verschärfte“ Strafkolonie, die für über 1200 männliche Gefangene ausgelegt ist.

Anstieg von Anschlägen

Die Forderungen der Geiselnehmer waren unklar. Ein Mann sagte im Video, man gehe ohne Gnade vor. Dies sei eine Antwort auf die Misshandlung von muslimischen Gefangenen im Lager. Nachrichten-Seiten im Internet mit Verbindung zu Sicherheitsbehörden veröffentlichten Namen von vier Angreifern. Sie stammen demnach aus Tadschikistan und Usbekistan.

Russlands Sicherheits- und Geheimdienste konzentrieren sich derzeit vor allem auf den Krieg gegen die Ukraine. Zuletzt hatte es im Land einen Anstieg von Anschlägen mit islamistischem Hintergrund gegeben. Im Juni hatten Gefangene in einem Gefängnis in Rostow rebelliert. Bei der Niederschlagung erschossen Sicherheitskräfte sechs Männer, die Geiseln genommen hatten.

Ebenfalls im Juni starben 20 Menschen bei Schießereien in zwei Städten in der russischen Republik Dagestan, eine hauptsächlich von Muslimen bewohnte Region. Im März übernahm der Islamische Staat (IS) die Verantwortung für ein Massaker in einer Konzerthalle in Moskau. Dabei wurden mindestens 140 Menschen getötet.

Südlich von Moskau

Die Strafkolonie IK-19, die für ihren strengen Strafvollzug bekannt ist, befindet sich in der Stadt Surowikino, rund 850 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt Moskau und etwa 120 Kilometer westlich der Stadt Wolgograd. Rund 1.200 Männer sind dort inhaftiert.