Mehr als zwei Wochen sind seit der Tötung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh in Teheran und des Hisbollah-Kommandanten Fuad Shukr in Beirut vergangen. Seitdem wartet die Welt auf eine Antwort des Irans. US-amerikanische und israelische Geheimdienste erwarten einen baldigen Angriff, doch dieser bleibt bisher aus. Iranexperte Walter Posch glaubt allerdings nicht, „dass die Iraner einen großen Krieg riskieren“.

„Viel Propaganda“ aus Teheran

Die laufenden Verhandlungen für einen Waffenstillstand in Gaza mit Vermittlung von den USA, Ägypten und Katar werden beeinflusst von den Drohungen, die der Iran ausgesprochen hatte. Posch, Orientalist am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement der Landesverteidigungsakademie, rechnete in einem schriftlichen Interview mit der APA mit „viel Propaganda aus dem Iran und gespannter und nervöser Ruhe“.

Die USA verlegten bereits Truppen in die Region, um jegliche Angriffe zu verhindern. Der Iranexperte, Autor der kürzlich in der Landesverteidigungsakademie erschienenen Publikation „Der iranische Sicherheitsapparat: Geschichte - Gegenwart - Auftrag“, beobachtet indes kaum ein verändertes Verhalten von USA oder Iran: „Die amerikanische Präsenz bleibt gleich und Teheran provoziert die USA wie bisher, scheut aber eine echte Konfrontation.“

Israel hat Reaktion eingepreist

Israel hat laut der Einschätzung von Posch die möglichen Reaktionen des Irans „genau bedacht und rechnet offensichtlich damit, dass - egal was Teheran tut - es letzten Endes nachteilig für den Iran ist“. Der Experte erklärte gegenüber der APA, dass der Iran nicht auf eine Vergeltung verzichten möchte, jedoch lässt es sich derzeit nicht sagen, wie dies gestaltet sein werde - „angesichts der weiterreichenden Konsequenzen“. Weiters glaubt er, dass der Iran die „Gelegenheit zeitlich verpasst hat“. Teheran könnte „in Wirklichkeit nicht weiter eskalieren, weil dann die USA involviert werden und der Konflikt eine andere Form annimmt“.

Letztendlich bleibe Israel auch nach einem größeren Angriff des Irans „stark genug und hat mit den USA einen Partner, der einen für Iran viel gefährlicheren Gegenschlag erwarten lässt“, schätzte Posch die Situation ein.

Innenpolitisch sei der Iran instabil und die Regierung erfahre, auch in Anbetracht der hohen Inflation, viel Kritik. Die Iranerinnen und Iraner würden laut Posch die Androhungen gegenüber Israel nicht unterstützen, da sie mit genug Problemen im eigenen Land zu kämpfen haben, die ein Handeln der Regierung verlangen würden.