Vor einem Monat ging es für die Republikaner nur noch um die Frage, wie hoch sie die Wahl am 5. November gewinnen würden. Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus war von den Konservativen bereits eingeplant. Auch die Chancen auf eine Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat standen gut, Trump könnte in diesem Szenario durchregieren und den Staat nach seinen Vorstellungen umbauen.
Immer mehr Republikaner kritisieren Trumps Strategie
Doch diese Fantasien gehören nun der Vergangenheit an. Nach dem Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris als Kandidatin der Demokraten ist das Rennen wieder offen und die Republikaner wieder deutlich nervöser. Selbst enge Weggefährten des Ex-Präsidenten fürchten eine Niederlage.
„Präsident Trump kann diese Wahl gewinnen. Seine Politik ist gut für Amerika, und in der politischen Auseinandersetzung gewinnt er. Donald Trump, der Provokateur, der Showman, wird diese Wahl nicht gewinnen“, sagt etwa Lindsey Graham, der sich in der Vergangenheit vom Trump-Kritiker zu einem der treuesten Unterstützer gewandelt hat.
Kommentar zum Thema
Grund für die Sorge des Senators aus South Carolina sind jüngste Umfragen, die Harris wachsende Popularität bescheinigen. Gerade in den entscheidenden Swing States im Mittleren Westen soll das Ticket der Demokraten Harris/Walz zuletzt die Nase vorn gehabt haben.
Trump hatte Harris zuletzt immer wieder heftig attackiert. So sprach der Ex-Präsident ihr ab, schwarz zu sein, nannte sie „verrückt“ und zweifelte wiederholt an ihrer Intelligenz. Graham hält diese Angriffe für nicht zielführend. „Ich glaube nicht, dass Kamala Harris verrückt ist“, sagte er NBC. Vielmehr sei sie die „liberalste Person“, die je für das Weiße Haus kandidiert habe. Hier müssten die Angriffe ansetzen: „Für Harris wäre es ein Albtraum, ihre politischen Entscheidungen zu verteidigen.“
Graham spricht damit aus, was viele Republikanerinnen und Republikaner denken: Trump setzt derzeit auf das falsche Pferd. Seine Angriffe auf Harris als Person würden viele Unabhängige vergraulen. Stattdessen wäre es für Trump ein Leichtes, sich an den unpopulären Regierungsentscheidungen abzuarbeiten, die Harris als Vizepräsidentin mitgetragen hat. Das Rennen um das Weiße Haus ist jedenfalls wieder offen.