Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat am Montagabend ein mit Spannung erwartetes Interview mit dem Milliardär und Unternehmer Elon Musk auf dessen Social-Media-Plattform X geführt. In dem Gespräch, das laut X zeitweise mehr als 1,3 Millionen Menschen verfolgten, äußerte sich Trump zu dem Attentatsversuch auf ihn, dem Krieg in der Ukraine und kritisierte die aktuelle US-Regierung.
Musk präsentierte sich in einer Live-Unterhaltung mit Donald Trump als glühender Fan des Ex-Präsidenten. Der aktuell reichste Mensch der Welt agierte als Stichwortgeber für den 78-jährigen Republikaner und stimmte kichernd dessen Äußerungen zu. Trump versprach für den Fall seiner Rückkehr ins Weiße Haus die größte Abschiebung von Einwanderern in der Geschichte der USA und einen Ausbau der Ölproduktion. Der mit großer Fanfare angekündigte Livestream begann wegen technischer Probleme allerdings mit rund 45 Minuten Verspätung.
Viele Nutzer konnten aufgrund technischer Probleme nicht auf den Livestream zugreifen. Zu Beginn des Gesprächs lobte Musk den ehemaligen Präsidenten für seine Tapferkeit während eines Attentatsversuchs im Juli, bei dem Trump von einem Streifschuss am Ohr getroffen wurde. Der Tesla-Chef, der nach diesem Vorfall seine Unterstützung für Trump angekündigt hatte, lobte den ehemaligen Präsidenten mehrfach für seine Standhaftigkeit und seinen Mut. Trump kündigte an, im Oktober zu einer Kundgebung nach Butler, Pennsylvania, dem Ort des Angriffs, zurückzukehren.
Elon Musk im Live-Interview mit Donald Trump:
Musk hatte das Gespräch als ein „Interview“ mit Trump beworben. Am Ende lief es jedoch größtenteils wie einer der Wahlkampfauftritte des Ex-Präsidenten ab. Trump behauptete abermals, dass es mit ihm als Präsidenten weder den russischen Überfall auf die Ukraine, noch die Attacke der Hamas auf Israel, noch die hohe Inflation in den USA gegeben hätte. Musk ließ das alles unwidersprochen. Die rund zweistündige Unterhaltung lief auf Musks Online-Plattform X, ehemals Twitter. Trump behauptete, dass rund 60 Millionen Nutzer dem Livestream lauschten - während für alle sichtbar die Zahl von 1,2 Millionen Zuhörern angezeigt wurde. „Werde ich für das hier bezahlt oder nicht?“, scherzte Trump zum Schluss.
Trump mit Sprachproblemen
Der Ex-Präsident war das ganze Gespräch über mit einem ungewöhnlichen Lispeln zu hören, das unerklärt blieb. Die Theorien im Netz reichten von Zahnproblemen bis hin zu einem schlechten Mikrofon oder Software zur Geräuschunterdrückung. Musks Live-Event kam zu einer schwierigen Zeit für Trump. Seit Amtsinhaber Joe Biden (81) aus dem Rennen für die Demokraten ausschied und Vizepräsidentin Kamala Harris (59) dessen Platz einnahm, steht Trump in Umfragen unter Druck - insbesondere in den wenigen Bundesstaaten, die in den vergangenen Jahren letztlich die Wahl entschieden hatten, den sogenannten „Swing States“. Während des Gesprächs äußerte Trump seinen Unmut darüber, dass Harris anstelle von Biden als demokratische Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen im November antreten wird. Er bezeichnete dies fälschlicherweise als „Putsch“ und behauptete, Harris habe seit Beginn dieser „Täuschung“ kein Interview mehr gegeben.
„Was auch immer das hier war“ habe Trumps Extremismus demonstriert, so die Reaktion des Wahlkampfteams von Harris zu dem Gespräch. Auch dass der ganze Wahlkampf des Ex-Präsidenten im Dienste von Leuten wie ihm selbst und Musk stehe - „von sich selbst eingenommenen reichen Typen“, die im Jahr 2024 keinen Livestream problemlos über die Bühne bringen könnten, spreche für sich, hieß es weiter.
Tatsächlich konnte sich zur angekündigten Zeit zunächst kaum jemand in den Livestream einwählen. Musk behauptete auf X, die Plattform sei Ziel einer massiven DDOS-Attacke geworden. Bei solchen Angriffen werden Websites mit großen Mengen an Anfragen überschüttet, damit sie in die Knie gehen. Das Technologie-Blog „The Verge“ berichtete kurz darauf auf eine Quelle im Unternehmen, dass es keine solche Attacke gegeben habe. Schon als Musk im vergangenen Jahr bei X einen Livestream für den damaligen republikanischen Präsidentschaftsbewerber Ron DeSantis veranstaltete, begann die Übertragung mit erheblicher Verspätung, weil die Server überlastet waren.
Das Verhältnis von Musk und Trump war früher angespannt. Der Tech-Milliardär hatte 2020 nach eigenen Angaben noch für Biden gestimmt - und im aktuellen Wahlkampf erst versucht, den glücklosen Trump-Herausforderer Ron DeSantis groß zu machen. Noch im Sommer 2022 schrieb Musk, es sei Zeit für Trump, in den Sonnenuntergang zu segeln.
Musk über Harris: „Buchstäblich eine Kommunistin“
In den vergangenen Jahren drifteten Musks Ansichten immer weiter nach Rechts - und vieles, was er bei X an seine 190 Millionen Follower schreibt, könnte auch direkt von Trump stammen. Er nannte die Demokraten eine „Partei der Spaltung und des Hasses“. Er behauptete ohne jede faktische Basis, sie unterstützten illegale Einwanderung, um die anstehende Wahl zu ihren Gunsten zu drehen. Er bezeichnete Kamala Harris als „buchstäblich eine Kommunistin“ - so wie Trump gern das Schreckgespenst der „radikalen Linken“, die Amerika zerstören könne, an die Wand malt.
Einige Beobachter verweisen darauf, dass Musk sich von Biden chronisch brüskiert fühlte, weil der Präsident sich standhaft weigerte, die führende Rolle von Tesla im Geschäft mit Elektroautos anzuerkennen. Besonders beleidigt war er, dass Tesla und er bei einem E-Auto-Gipfel im Sommer 2021 im Weißen Haus außen vor blieben. Dagegen standen die Autoriesen General Motors, Ford und Stellantis, die kaum Elektrofahrzeuge produzierten, im Rampenlicht. Ein zentraler Grund dürfte gewesen sein, dass Biden eine starke Bindung zu Gewerkschaften hat - während Musk sie bei Tesla für dezidiert unnötig hält.