Es ist ein Schwitzen ohne Ende: Mittel- und Süditalien sind von einer starken Hitzewelle betroffen, die derzeit Einheimischen und Besuchern in den heißesten Stunden des Tages das Leben schwer macht, vor allem in den großen Städten des Landes. „In den mittleren und südlichen Regionen Italiens, insbesondere auf Sizilien, herrscht aufgrund der aktuellen Wetterlage sowie ausbleibender Regenfälle bereits seit einigen Wochen erheblicher Wassermangel“, warnt das deutsche Außenamt; das österreichische Außenministerium weist auf die Waldbrandgefahr im Süden Italiens hin. Auf Sizilien gilt Warnstufe rot, die örtliche Landwirtschaft geht auf Knien. In den Regionen Marken, Latium, Umbrien, Abruzzen, Molise, Apulien, Kampanien, Kalabrien, Basilikata und Sardinien gilt die zweithöchste Warnstufe. Auch in der Toskana ist es sehr heiß, in Florenz sollen die Temperaturen am Wochenende auf bis zu 38 Grad Celsius ansteigen. In Norditalien, also etwa in Südtirol, der Lombardei, Venetien oder sogar in der Emilia-Romagna schwitzt man dieser Tage ebenso. Dort herrscht wegen starker Regenfälle in den vergangenen Monaten aber keine Alarmstufe.
Trinkbrunnen in Rom
Wer kann, der ergreift dieser Tage auch aus Rom die Flucht. „L’afa“, die teilweise nur schwer erträgliche Schwüle, ist in der Hauptstadt in aller Munde. Trotzdem sind Touristen in der Stadt, wie etwa Alvaro Garcia aus Spanien, der mit Begleitung schwitzend vor dem Kolosseum steht und berichtet: „Wir trinken so viel Wasser wie möglich und versuchen uns vor allem im Schatten zu bewegen“, sagt er. Besucher aus aller Welt laufen mit Sonnenschirmen durch die Stadt, die meisten bewaffnet mit der obligatorischen Halbliter-Wasserflasche, deren Plastikverpackung bei der Erfrischung als eine Art Mainstream-Sommergeräusch knarzt. An den berühmten Trinkwasserbrunnen der Stadt bilden sich zuweilen Schlangen. Auch ältere Damen erfrischen sich hier beim Gang in den Supermarkt. In den letzten Wochen haben allerdings die Einlieferungen dehydrierter oder kollabierter Touristen in die Notaufnahmen der Krankenhäuser im Zentrum der Stadt um zehn Prozent zugenommen. Das berichtet Giulio Maria Ricciuto, Vorsitzender des Landesverbandes Latium der italienischen Gesellschaft für Notfallmedizin.
Herzpatienten und Hitze
Ricciuto erklärt, dass die Zunahme an Einlieferungen von Touristen vor allem mit Dehydratation, also Flüssigkeitsmangel, der Hitze allgemein, aber auch mit Vorerkrankungen der Betroffenen zu tun hat. „Vor allem Herzpatienten sind betroffen und Menschen mit Atemwegserkrankungen“, erklärt der Arzt. Es komme dieser Tage auch häufiger zu von der Hitze ausgelösten Herzrhythmusstörungen. „Man kann wegen einer plötzlichen Arrhythmie oder auch Mangel an Mineralstoffen wie Potassium oder Kalzium in Ohnmacht fallen“, sagt Ricciuto. Wer schwitzt, müsse unbedingt trinken.