Die kategorische Feststellung hat eine gewisse Tradition in München. „Thiago oder nix“, soll Pep Guardiola einst als Trainer des FC Bayern München gefordert haben. Er bekam seinen defensiven Wunschspieler und der Klub viele Titel. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder formulierte mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr nun ähnlich ultimativ: „Kanzler oder Ministerpräsident“, sagte Söder der „Süddeutschen Zeitung“. Sonst also nix.

Damit schloss Söder eine Variante aus, die seit Wochen herumgeistert. Söder könnte in Berlin den blassen Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident beerben. Der CSU-Chef will also nur als Kanzler in die Hauptstadt. Eine kleine Kampfansage an CDU-Chef Friedrich Merz. 

Das Zögern hat Gründe

Offiziell entscheidet die Union über ihren Spitzenkandidaten erst nach den Wahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen im September. Das Zögern hat Gründe: Das zu erwartende mäßige Abschneiden der CDU, das Plus der AfD und die schwierige Bündnisfrage nach den Landtagswahlen sollen den Kandidaten nicht belasten. Die K-Frage werde „einvernehmlich“ gelöst, stellte Merz zuletzt nochmal klar. Niemand will ein quälendes Gerangel wie 2021 zwischen Söder und dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet. Wolfgang Schäuble musste das Duell entscheiden. Es kam die Ahr-Flut, ein Lacher Laschets zu viel und das Wahldebakel der Union.

Angesichts aktueller Umfragen rechnet niemand mit einer Neuauflage der Ampel aus SPD, Grünen und FDP. Bei gut 30 Prozent liegt die Union, die SPD bei rund 15, die Grünen noch darunter. Er beobachte eine „neue Freundlichkeit von Seiten der Sozialdemokraten“, stellte Merz zuletzt im Interview mit der ARD fest. Sprich: Das Werben um die Gunst der Union hat begonnen.

Altersdebatte: Kein Biden-Szenario

Läuft also für Deutschlands Christdemokraten? Nicht ganz. Die Union quält eine doppelte K-Frage vor der kommenden Bundestagswahl: um die mögliche Koalition und um den geeigneten Kandidaten. Merz hat das erste Zugriffsrecht, das ist unbestritten. Doch er wird im Wahljahr 70. Der CDU-Chef selbst hatte sein Alter thematisiert. „Ich wäre nach Konrad Adenauer der älteste Bewerber um das Amt des Bundeskanzlers“, sagte Merz. Das war zu Jahresbeginn. Von Joe Bidens altersbedingtem Rückzug war da noch überhaupt keine Rede.

Um es klarzustellen: Eine Biden-Debatte gibt’s in Deutschland nicht. Bei Merz geht’s um das Senioritätsprinzip, nicht um schleichende Senilität. Der CDU-Chef fühlt sich fit, schließlich ist er Hobbypilot. Aber er kann sich nicht jünger machen. So geht er die Frage offensiv an. „Wenn ich das mache, dann muss ich auch das gute Gewissen haben, dass ich physisch und auch geistig kann und durchhalte“, sagte Merz der ARD und schob hinterher: „Und das sollte nicht nur für kurze Zeit sein.“ Damit ist klar: Tritt er an, sieht Merz sich nicht als Übergangslösung. Schöne Grüße nach München.

Söder mit Döner auf Instagram

Dort präsentiert sich Söder auf seinem Lieblingskanal Instagram beim Baden im See und Döner-Essen. Zur „Süddeutschen Zeitung“ meinte er, „für einen CSU-Vorsitzenden stoße ich auf überraschend positive Resonanz – auch außerhalb Bayerns“. Zudem sei er „sehr beeindruckt, welche Lautstärke und Power Siebzigjährige noch haben können“, so Söder. Er sprach nicht über Merz. Sondern über seinen jüngsten Besuch des AC/DC-Konzerts in Bayern.

Söder versuchte es 2021 gegen den weltoffenen Laschet nach dem Vakuum der Merkel-Jahre mit klarem konservativem Profil. Diese Stelle besetzt jetzt aber Merz. So steht Solidität gegen einen Solitär aus Bayern. Auch deshalb bringt Söder die Koalitionsfrage ins Spiel. Merz rüstet derzeit gegenüber den Grünen ab. Söder kontert: „Sollte sich die Union auf Schwarz-Grün festlegen, kommen wir nicht über 30 Prozent.“ Das Problem: mit der FDP wird es nicht reichen. Bliebe nur Scholz und die dezimierte SPD. Politisch wohl das günstigere Angebot.