Mit Gesängen, wie „ja zum Frieden, ja zu einem Deal“ sind am Donnerstagabend Hunderte arabische und jüdische Israelis durch Tel Aviv gezogen. Sie forderten ein Ende des Kriegs im Gazastreifen und eine Waffenruhe. Weiter riefen sie zu einer Wiederbelebung der palästinensisch-israelischen Beziehungen und Friedensbemühungen auf.
„Rechenschaftspflicht auf beiden Seiten“
Nach dem 7. Oktober und dem Beginn des Krieges sei es im Friedenslager „im Grunde still geworden“, sagte Amira Mohammed, eine Israeli mit palästinensischen Wurzeln. „Die Radikalen sind lauter als die Friedensbewegung geworden. Also müssen wir jetzt radikal für den Frieden sein, den wir wollen.“ Dazu gehöre die „Anerkennung der Machtdynamik zwischen Besatzern und Besetzten“ sowie eine „Rechenschaftspflicht auf beiden Seiten“, sagte sie.
Frieden sei der einzige Weg nach vorne, sagte der 64-jährige Marcelo Oliki, ein Überlebender der Hamas-Angriffe auf den Kibbuz Nirim. „Gleich hinter der Grenze sterben Kinder, Frauen und Säuglinge. Dort gibt es Menschen, die genauso trauern wie ich, und die ebenso wie ich Frieden wollen.“
Regelmäßig Demonstrationen in Tel Aviv
Der Krieg im Gazastreifen war am 7. Oktober durch den beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ausgelöst worden. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge 1197 Menschen teils brutal getötet und mehr als 251 als Geiseln verschleppt. Israel geht seitdem militärisch massiv gegen Ziele im Gazastreifen vor. Nach palästinensischen Angaben wurden bisher 39.100 Menschen getötet.
Seit dem Beginn des Kriegs kommt es in Tel Aviv mehrmals pro Woche zu Demonstrationen, die zum einen von Familien der Geiseln, zum anderen von Regierungskritikern organisiert werden. Manchmal rufen auch jüdisch-arabische Friedensgruppen zu Demonstrationen auf.
Etwa 20 Prozent der 9,5 Millionen Einwohner Israels sind Araber, viele bezeichnen sich als Palästinenser. Nach Angaben von Aktivisten und Beobachtern ist es für palästinensische Bürger in Israel schwierig, eine Genehmigung für Antikriegsproteste zu erhalten. Die Kundgebung am Donnerstag musste um eine Woche verschoben werden, nachdem den Organisatoren die Genehmigung plötzlich entzogen worden war.