Nach den Neos und einigen Stimmen aus der SPÖ gibt es nun auch von den Grünen eine Unterstützung für den Ersten Vizepräsidenten des EU-Parlaments, Othmar Karas (ÖVP), als Kandidaten für Österreichs nächsten EU-Kommissar in Brüssel. Laut „Kurier“ sei der Vorschlag dem Regierungspartner bereits unterbreitet worden, gegenüber der APA gab es dazu zwar keine offizielle Bestätigung, Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler ließ aber ausrichten, man sei „in konstruktiven Gesprächen“. Die ÖVP braucht die Grünen für den Regierungsvorschlag für den EU-Kommissar.

Karas selbst hatte zuletzt in der „Pressestunde“ gesagt, er stehe zur Verfügung, wenn die Bundesregierung an ihn herantreten würde. Der langjährige EU-Mandatar, der sich in den letzten Jahren von der türkisen ÖVP entfremdet hatte, feierte dieser Tage in Brüssel seinen Abschied nach 25-jähriger Tätigkeit im EU-Parlament. Zur offiziellen Verabschiedung kamen neben Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und EVP-Chef Manfred Weber mehrere Mitglieder des Kommissionskollegiums, Grußbotschaften kamen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, ihren Vorgängern Jean-Claude Juncker und José Manuel Barroso, EZB-Chefin Christine Lagarde und zahlreichen anderen Persönlichkeiten. Karas ist auf europäischer Ebene extrem gut vernetzt und angesehen – Österreich dürfte bei seiner Nominierung also vermutlich ein „wichtiges“ EU-Ressort bekommen, was bei einem „Newcomer“ eher nicht anzunehmen ist.

Mehrere mögliche Kandidaten im Spiel

Als Kandidaten waren bisher Finanzminister Magnus Brunner, Europaministerin Karoline Edtstadler oder auch Außenminister Alexander Schallenberg im Gespräch; Karas könnte, trotz des abgekühlten Verhältnisses zur ÖVP eine Art kleinster gemeinsamer Nenner sein, er dürfte auch bei den meisten Landeshauptleuten gut angeschrieben sein. Zunächst muss sich die Regierung auf einen (oder zwei) Namen einigen, das ginge in den Sommerwochen sogar per Umlaufbeschluss. Dann ist der Hauptausschuss des Parlaments damit befasst. Die Kommissionspräsidentin, die sich selbst erst in knapp zwei Wochen der Abstimmung in Straßburg stellt, muss die Vorschläge annehmen und entscheidet über das Ressort, schließlich gibt es noch eine Anhörung im EU-Parlament – auch das wäre für Karas keine Hürde.