US-Präsident Joe Biden hat sich einer Zeitung zufolge im Gespräch mit einem Verbündeten besorgt gezeigt über die Aussichten für seinen Wahlkampf. Der Demokrat sei sich bewusst, dass er in den kommenden Tagen die Öffentlichkeit davon überzeugen müsse, dass er dem Job gewachsen sei, zitierte die „New York Times“ am Mittwoch einen namentlich nicht genannten Verbündeten.

Das Weiße Haus hat Diskussionen um einen Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftswahlkampf in den USA entschieden zurückgewiesen. Biden werde sich „auf gar keinen Fall“ aus dem Rennen zurückziehen, sagte Pressesprecherin Karine Jean-Pierre am Mittwoch Journalisten. Die gleiche Botschaft sei „auch direkt vom Wahlkampfteam“ gekommen, fügte sie hinzu. Unterdessen sah eine Umfrage Widersacher Donald Trump bei 49 Prozent, Biden bei 43 Prozent.

New York Times: Biden prüfe Rückzug

Unter Verweis auf seinen schwachen Auftritt gegen Donald Trump vergangene Woche hieß es, Biden wisse, dass bei zwei weiteren derartigen Ereignissen bis zum Ende des Wochenendes „wir in einer anderen Lage“ sein würden (engl: „we‘re in a different place“). US-Präsidialamtssprecher Andrew Bates schrieb auf sozialen Medien nach der Veröffentlichung des Artikels: „Diese Behauptung ist absolut falsch.“ Und er ergänzte: „Wenn uns die ‚New York Times‘ mehr als sieben Minuten Zeit gegeben hätte, das zu kommentieren, hätten wir ihnen das auch so gesagt.“

In der Überschrift des Berichts hieß es, Biden habe dem „wichtigen Verbündeten“ gesagt, dass er die Fortsetzung seines Wahlkampfs prüfe. Der Bericht selbst enthielt keinen Verweis auf entsprechende Aussagen des Präsidenten. Dem Verbündeten zufolge habe der 81-Jährige gesagt, dass er wisse, seine Kandidatur möglicherweise nicht mehr retten zu können, wenn er die Öffentlichkeit in den kommenden Tagen nicht von seiner Eignung als Präsidentschaftskandidat überzeugen könne.

Sorge um geistige und körperliche Fitness

Kurz nach Erscheinen des „New York Times“-Berichtes veröffentlichte der US-Sender CNN ebenfalls unter Berufung auf einen Verbündeten einen Bericht mit ähnlichem Inhalt. Dabei war unklar, ob es sich bei der Person um die gleiche Quelle handelte. Die Frage, welche Stellungnahme das Weiße Haus dazu abgeben wolle, beantwortete der Sprecher kurz angebunden: „Dieselbe.“

Der Auftritt des Demokraten bei der ersten Live-Debatte gegen den Republikaner Donald Trump hatte Sorgen über seine geistige und körperliche Fitness ausgelöst. Mittlerweile wächst der Druck auf den Demokraten auch in den eigenen Reihen. Die bekanntesten Gesichter der Partei halten sich bisher mit harscher Kritik zurück und stehen öffentlich hinter Biden. Biden selbst hat öffentlich bekundet, an seiner Bewerbung festzuhalten.

Biden in Umfragen mit Trump fast gleichauf

Biden will sich am Mittwoch mit demokratischen Gouverneuren treffen, um sich deren Unterstützung zu sichern. Am Freitag will er ein Interview dem Sender ABC geben. Zudem sind in den kommenden Tagen Wahlkampfauftritte in Wisconsin und Pennsylvania geplant. In der kommenden Woche will er eine Pressekonferenz beim NATO-Gipfel in Washington halten.

Biden liegt einer Reuters/Ipsos-Umfrage vom Dienstag zufolge auch nach dem Duell mit Trump mit dem Republikaner gleichauf. Sollte er seine Bewerbung aufgeben, ist unklar, wer vor der Wahl am 5. November Kandidat werden könnte. Insidern zufolge stünde Vizepräsidentin Kamala Harris trotz aller Vorbehalte an erster Stelle. Die 59-Jährige hat sich in ihrem Amt schwergetan, in Bidens Wahlkampfteam wurde sie von vielen lange als potenzielle Belastung empfunden. Der Reuters/Ipsos-Erhebung zufolge liegt auch sie faktisch gleichauf mit Trump. Andere mögliche Kandidaten schneiden laut der Erhebung eher schlechter ab.

Eine Umfrage der Meinungsforscher von Siena College im Auftrag der „New York Times“ sah Trump bei 49 Prozent und Biden bei 43 Prozent. Dies sei „der größte Vorsprung“ den Trump bei einer Umfrage des Instituts je gehabt habe, berichtete die Zeitung.

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