Für Joe Biden war es am Ende zu viel. Der US-Präsident zieht sich doch noch zurück und macht den Weg frei. Joe Biden unterstützte in seinem Rückzugs-Statement Vize-Präsidentin Kamala Harris. Aber die Letztentscheidung fällt beim Nominierungsparteitag Mitte August. Wer folgt ihm nach? Die Kandidatinnen und Kandidaten im Überblick:

Gretchen Whitmer

Michigan ist einer der sogenannten Swing States, in denen weder die Demokraten noch die Republikaner mit einem klaren Sieg rechnen können und die letztlich entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl am 5. November sind. Für die Unterstützer von Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer ist das ein starkes Argument für eine Kandidatur der Politikerin.

Die 52-Jährige ist eine scharfe Kritikerin von Ex-Präsident Donald Trump. Sie ist bekannt dafür, zum Ziel einer geplanten Entführung durch eine rechte Miliz geworden zu sein. In ihrem Bundesstaat leben viele schwarze und arabisch-amerikanische sowie viele der Arbeiterklasse zugehörige Wähler – Bevölkerungsschichten, die Biden bisher nur mit Mühe umwerben konnte.

Die 52-jährige Gouverneurin Michigans dementiert, an einer Präsidentschaftskandidatur interessiert zu sein.  | Die 52-jährige Gouverneurin Michigans dementiert, an einer Präsidentschaftskandidatur interessiert zu sein
Die 52-jährige Gouverneurin Michigans dementiert, an einer Präsidentschaftskandidatur interessiert zu sein.
| Die 52-jährige Gouverneurin Michigans dementiert, an einer Präsidentschaftskandidatur interessiert zu sein © AP

Gavin Newsom

Der Name des Gouverneurs von Kalifornien taucht in den Diskussionen um eine mögliche Nachfolge Bidens immer wieder auf. Der 56-Jährige war einst Bürgermeister von San Francisco und regiert seit fünf Jahren den bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA. Unter anderem hat er Kalifornien zu einem Zufluchtsort für Abtreibungswillige gemacht. Bisher hat Newsom Biden stets den Rücken gestärkt – doch zugleich machte er nie einen Hehl aus seinen eigenen Präsidentschaftsambitionen.

In den vergangenen Monaten ist Newsom verstärkt international gereist, hat mehrfach Werbung geschaltet, in der seine Leistungen angepriesen wurden, und Millionenbeträge in ein Komitee investiert, das seinen Wahlkampf unterstützt. Damit hat er Spekulationen genährt, dass er sich 2028 um die US-Präsidentschaft bewerben will – also warum nicht schon 2024?

Der Gouverneur von Kalifornien machte nie einen Hehl aus seinen eigenen Präsidentschaftsambitionen. | Der Gouverneur von Kalifornien machte nie einen Hehl aus seinen eigenen Präsidentschaftsambitionen
Der Gouverneur von Kalifornien machte nie einen Hehl aus seinen eigenen Präsidentschaftsambitionen.
| Der Gouverneur von Kalifornien machte nie einen Hehl aus seinen eigenen Präsidentschaftsambitionen © AP

Michelle Obama will nicht

Neben den Genannten zirkulieren die Namen des Gouverneurs von Illinois, JB Pritzker, seines Amtskollegen in Maryland, Wes Moore, und des Gouverneurs in Kentucky, Andy Beshear. Allerdings scheinen die Chancen der drei Gouverneure nicht besonders groß. Auch die Namen der Senatorin Amy Klobuchar und des US-Verkehrsministers Pete Buttigieg sind in der Diskussion um eine mögliche Nachfolge bereits gefallen.

Immer wieder genannt wird auch die frühere First Lady Michelle Obama, die für viele Demokraten eine Lichtgestalt ist. Sie hat jedoch in der Vergangenheit konsequent betont, dass sie kein politischer Mensch sei und nie Interesse am Präsidentenamt gehabt habe.

Dabei hätte sie laut einer von Reuters/Ipsos durchgeführten Umfrage die besten Chancen. Demnach wäre Obama die einzige Demokratin, die in einem hypothetischen Vergleich mit Trump einen Vorsprung hat. Sie erhielt 50 Prozent der Stimmen gegenüber 39 Prozent.

Michelle Obama
Michelle Obama © Rob Grabowski/Invision/AP

Kamala Harris

Die 59-Jährige scheint eine offensichtliche Wahl – als Vize-Präsidentin würde sie etwa im Todesfall Bidens die Aufgaben des Staatschefs übernehmen. Die Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin ist eine Pionierin: Sie war die erste Frau im Amt der Vize-Präsidentin, zudem war kein Amtsinhaber vor Harris schwarz. Einige Jahre zuvor war die Juristin schon als erste Frau und erste Schwarze Generalstaatsanwältin ihres Heimatstaates Kalifornien geworden.

Als Staatsanwältin hat sich Harris den Ruf erarbeitet, streng zu sein – das könnte sie im Wahlkampf, der sich um Einwanderung und Kriminalität drehen dürfte, zu ihrem Vorteil nutzen. Allerdings haben einige Demokraten auch ihre harten Strafen für minderjährige Täter kritisiert, da davon unverhältnismäßig viele Angehörige von Minderheiten betroffen seien.

Es gibt jedoch keine Regel, dass eine Vizepräsidentschaftskandidatin auch die designierte Nachrückerin als Präsidentschaftsbewerberin ist. Die einstige Senatorin Harris kommt nur auf klägliche Zustimmungswerte, weshalb sich die Demokraten im Fall der Fälle nach einer anderen Möglichkeit umschauen könnten.

Kamala Harris
Kamala Harris © AP / Adam Bettcher

Hillary Clinton

Und dann ist da noch Hillary Clinton. Die ehemalige First Lady und Außenministerin weiß, wie es ist, gegen Donald Trump in den Ring zu steigen. Aber sie weiß nicht, wie es ist, gegen Trump zu gewinnen. Entgegen allen Meinungsumfragen unterlag Clinton 2016 dem Republikaner, obwohl die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner für sie gestimmt hatte. Clinton wäre jedenfalls bereit, sich ihren Lebenstraum doch noch zu erfüllen. Ob er dann in Erfüllung geht, steht auf einem anderen Blatt.

Hillary Clinton
Hillary Clinton © AP

Josh Shapiro

Der 51-jährige Shapiro regiert als Gouverneur von Pennsylvania den größten der Swing States im diesjährigen Rennen um die Präsidentschaft. Vor seinem Antritt als Gouverneur Anfang 2023 war Shapiro in Pennsylvania zweimal zum Generalstaatsanwalt gewählt worden. In diesem Amt ging er etwa gegen Purdue Pharma vor, den Produzenten des stark süchtig machenden Schmerzmittels Oxycontin. Shapiro ist ein eindringlicher Redner und ein erklärter Zentrist – beide Eigenschaften könnten ihn dazu bringen, ein Amt auf nationaler Ebene anzustreben.

Shapiro ist ein eindringlicher Redner und ein erklärter Zentrist. | Shapiro ist ein eindringlicher Redner und ein erklärter Zentrist
Shapiro ist ein eindringlicher Redner und ein erklärter Zentrist.
| Shapiro ist ein eindringlicher Redner und ein erklärter Zentrist © AP / Matt Rourke

Antony Blinken

In Bidens Regierung hat sich ein Minister im Zuge der politischen Realität besonders herausgebildet. Antony Blinken, seines Zeichens Außenminister, überzeugt auf den Krisenherden der Welt – egal ob Ukraine oder Israel – die USA würdig zu vertreten. Präsidentschaftswahlen werden jedoch selten aufgrund außenpolitischer Fragestellungen entschieden. Blinken arbeitete bereits für Biden, als dieser den außenpolitischen Ausschuss im Senat präsidierte. Er war Sicherheitsberater von Biden, als dieser Vizepräsident war, und später arbeitete er als Vizeaußenminister unter Barack Obama eng mit Biden zusammen.

US-Außenminister Antony Blinken | US-Außenminister Antony Blinken
US-Außenminister Antony Blinken
| US-Außenminister Antony Blinken © APA/AFP