Die Nervosität in den Reihen der Demokraten ist groß. Mit Sorge haben viele das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem republikanischen Herausforderer Donald Trump verfolgt. Biden bestätigte alle Klischees, die ihm von seinen politischen Gegnern nachgesagt wurden: Er war langsam, schwer verständlich und unklar in seinen Aussagen. Sein Alter von 81 Jahren war ihm während der gesamten 90 Minuten anzumerken. Einige Demokraten wünschen sich deshalb sogar Bidens Ablösung – aber wer soll es dann sein?

War‘s das jetzt mit Joe Biden?

Gretchen Whitmer

Ein Name, der immer wieder fällt, ist Gretchen Whitmer. Als Gouverneurin von Michigan hat sie in ihrem Bundesstaat viele Popularitätspunkte gesammelt. Vor allem mit der Aufhebung des jahrhundertealten Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen gewann die 52-Jährige an Zustimmung. „Heute werden wir Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass unsere Statuten und Gesetze unsere Werte und unsere Verfassung widerspiegeln“, sagte sie bei der Unterzeichnung eines entsprechenden Gesetzes. Wenige Monate zuvor hatte eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler dafür gestimmt, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in der Verfassung von Michigan zu verankern. Whitmer hat damit das Thema, mit dem sich Donald Trump am schwersten tut, mit Bravour gelöst. Nicht umsonst gilt sie als Hoffnungsträgerin der Demokraten.

Gretchen Whitmer
Gretchen Whitmer © AP

Gavin Newsom

Ebenfalls für höhere Weihen bestimmt ist Gavin Newsom. Auch er hat als Gouverneur von Kalifornien bereits Regierungserfahrung gesammelt. Für viele Beobachter führt Newsom bereits einen Schattenwahlkampf. Er ist telegen, intelligent und hat auch eine erfolgreiche Baseballkarriere hinter sich. Als Bürgermeister von San Francisco führte er eigenmächtig die Ehe für Homosexuelle ein. Politisch steht Newsom deutlich weiter links als Biden. Die für den Einzug ins Weiße Haus nötige Mitte der Bevölkerung könnte Newsom mit charismatischen Auftritten vielleicht für sich gewinnen. Aber das wäre nicht einfach. Doch Newsom hat auch Probleme – eines davon ist Alkohol. 2007 gab er zu, ein Alkoholproblem zu haben. Er ließ sich von Mimi Silbert, Leiterin einer Stiftung für Drogenberatung in San Francisco, beraten, bestritt aber 2018, in Behandlung gewesen zu sein. Zudem leidet der Strahlemann an einer Leseschwäche. Detail am Rande: Newsom war bereits mit der TV-Moderatorin Kimberly Guilfoyle verheiratet, die nun mit Donald Trump Junior liiert ist.

Gavin Newsom
Gavin Newsom © (c) AP (Rich Pedroncelli)

Michelle Obama

Die Wunschlösung der Demokraten dürfte hinter vorgehaltener Hand aber nach wie vor Michelle Obama sein. Die Ehefrau des Ex-Präsidenten ist gebildet, eloquent und mit hervorragenden Beliebtheitswerten ausgestattet. Die Demokraten hätten sie nur zu gerne als Kandidatin. Der Haken: Sie sieht das anders. Sie hat an der Seite ihres Mannes die Schattenseiten des politischen Geschäfts kennengelernt und strebt nach eigener Aussage keine politische Karriere im Weißen Haus an.

Michelle Obama
Michelle Obama © Rob Grabowski/Invision/AP

Kamala Harris

Auch Kamala Harris dürfte nicht in die Fußstapfen ihres derzeitigen Chefs treten. Die Vizepräsidentin von Joe Biden hat mit massiven Imageproblemen zu kämpfen. Das schwierige Thema Migration, das in ihr Ressort fällt, kratzt an der Popularität der ersten Frau im Amt der Vizepräsidentin. In Umfragen liegt Harris jedenfalls deutlich hinter Trump. In einem möglichen Duell käme Harris derzeit auf 43 Prozent, Trump auf 46 Prozent.

Kamala Harris
Kamala Harris © AP / Adam Bettcher

Hillary Clinton

Und dann ist da noch Hillary Clinton. Die ehemalige First Lady und Außenministerin weiß, wie es ist, gegen Donald Trump in den Ring zu steigen. Aber sie weiß nicht, wie es ist, gegen Trump zu gewinnen. Entgegen allen Meinungsumfragen unterlag Clinton 2016 dem Republikaner, obwohl die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner für sie gestimmt hatte. Clinton wäre jedenfalls bereit, sich ihren Lebenstraum doch noch zu erfüllen. Ob er dann in Erfüllung geht, steht auf einem anderen Blatt.

Hillary Clinton
Hillary Clinton © AP

Antony Blinken

In Bidens Regierung hat sich ein Minister im Zuge der politischen Realität besonders herausgebildet. Antony Blinken, seines Zeichen Außenminister, überzeugt auf den Krisenherden der Welt - egal ob Ukraine oder Israel - die USA würdig zu vertreten. Präsidentschaftswahlen werden jedoch selten aufgrund außenpolitischen Fragestellungen entschieden. Hinzu kommt: Blinken ist zu 100 Prozent loyal gegenüber seinen Chef und das seit Jahren. Blinken arbeitete bereits für Biden, als dieser den außenpolitischen Ausschuss im Senat präsidierte. Er war Sicherheitsberater von Biden, als dieser Vizepräsident war, und später arbeitete er als Vizeaußenminister unter Barack Obama eng mit Biden zusammen.

US-Außenminister Antony Blinken | US-Außenminister Antony Blinken
US-Außenminister Antony Blinken
| US-Außenminister Antony Blinken © APA/AFP