Joe Biden hat nicht nur seine erste Chance verpasst. Das erste Duell mit Donald Trump wurde für den US-Präsidenten zum Fiasko. Sein Alter von 81 Jahren war dem US-Präsidenten deutlich anzumerken, während Trump (78) trotz verbaler Entgleisungen und etlicher Lügen und Unwahrheiten jünger, telegener und stärker wirkte. Nicht umsonst machte sich im Lager der Demokraten Angst breit, auch Rücktrittsforderungen gegen Biden wurden laut.
Video: Was sagt die Körpersprache über Biden und Trump aus
Die Geschichte zeigt: TV-Debatten sind wichtig
Dass einem einzigen TV-Auftritt eine so große Bedeutung beigemessen wird, ist typisch für die USA. Gerade in knappen Präsidentschaftsrennen sind die Debatten oft entscheidend, es geht weniger um das Gesagte als um das Bild, das die Kandidaten abgeben. Das erste Fernsehduell der Präsidentschaftskandidaten 1960 nutzte der telegene John F. Kennedy, um seinen republikanischen Konkurrenten Richard Nixon noch zu überholen. Bis heute halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass die Demokraten damals die Temperatur im Fernsehstudio in die Höhe trieben, um Nixon buchstäblich ins Schwitzen zu bringen und so „ihren Strahlemann“ in ein besseres Licht zu rücken.
Vieles hat sich seitdem geändert, nicht aber die Bedeutung der Duelle. Im Jahr 2016 schalteten 84 Millionen Menschen ein, als Donald Trump zum ersten Mal mit Hillary Clinton debattierte - das entspricht knapp 66 Prozent derer, die bei der US-Wahl ihre Stimme abgaben.
Anders als in Europa sind die Auftritte der Kandidaten gegeneinander in den USA begrenzt. Es gibt drei Duelle, mehr nicht. Ansonsten verbringen die Präsidentschaftskandidaten viel Zeit damit, in ihren eigenen Kreisen auf Stimmenfang zu gehen und durch die Swing States - den für die Wahl entscheidenden Staaten - zu touren. Die Debatte ist aber der effizienteste Weg, um die breite Masse der Bevölkerung zu erreichen. Darunter: Republikanerinnen und Republikaner, Demokraten und unabhängige Wählerinnen und Wähler.
Joe Biden konnte seine Kritiker nicht zum Schweigen bringen. Im Gegenteil: Im Gegensatz zu seiner „State of the Union“-Rede, in der er mit Elan überzeugte, blamierte sich der US-Präsident gegen seinen Vorgänger geradezu. Millionen von Amerikanerinnen und Amerikanern bot sich das Bild eines alten Mannes, der alle Klischees erfüllte, und das zur besten Sendezeit.